Meinung

von Manfred Maurer

Bittere Realität

Kommentar zur UN-Klimakonferenz.

Das nach politischen Großereignissen übliche Ritual des Schönredens blieb in Sharm el-Sheikh aus. Niemand wagt es, die Ergebnislosigkeit dieser Klimakonferenz mit Phrasen à la „Das Glas ist halb voll“ zu vertuschen.

Ernüchterung ist auch angebracht. Denn klimaschutzmäßig ging nichts weiter. Der Ausstieg aus Kohle und Gas wird gar nicht mehr erwähnt und die Vereinbarung über den Ausgleichsfonds für ärmere Länder ist zu unkonkret, um das Scheitern behübschen zu können.

So weit, so schlecht. Man muss den Verantwortlichen allerdings zumindest in einem Punkt dankbar sein: Der Verzicht auf jeden Versuch, sich selbst und uns mit schönfärberischer Phrasendrescherei zu belügen, ist auch ein Verzicht auf jede Ablenkung von der bitteren Realität.

Und die schaut so aus: Bei vielen Bürgern, die nicht wissen, wie sie die nächste Gasrechnung bezahlen sollen und was der Ukraine-Krieg noch an bösen Überraschungen liefern wird, steht radikaler Klimaschutz nicht (mehr) ganz oben auf der Prioritätenliste. Spektakuläre Superkleberproteste mögen einen anderen Eindruck erwecken. Doch tatsächlich erlahmt der kollektive Klimaschutzeifer, sobald es konkret wird, sprich: sobald es schmerzhafte Kosten und unbequeme Veränderungen bedeutet.

Es schaut nicht gut aus für die Zukunft der menschlichen Spezies. Nach Sharm el-Sheikh ist das klarer denn je.

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