Meinung

von Manfred Maurer

Chinesisches Dilemma

Kommentar zur Rolle Chinas

Joe Bidens Befund ist nicht zu widersprechen: China ist eine „tickende Zeitbombe“. Das einst bestaunte kommunistisch-kapitalistische Hybrid-System stößt an politische und ökonomische Grenzen. Die Partei hat zwar alle unter Kontrolle, aber nicht mehr alles im Griff. Die Sorge des US-Präsidenten, dass „schlechte Menschen schlechte Dinge tun, wenn sie Probleme haben“, ist historisch vielfach untermauert. Viele Kriege resultieren aus Problemen an der innenpolitischen Front. So wie Putin einen nationalistischen Rausch entfachte, setzt auch das chinesische Regime auf chauvinistischen Größenwahn. China ist nicht mehr das Land des Lächelns, es zeigt seine Zähne — außenpolitisch, außenwirtschaftlich und immer mehr auch militärisch.

Dem wollen die USA Einhalt gebieten — und stehen damit vor einem Dilemma, das Bidens jüngster Vorstoß für ein Verbot von US-Investitionen in die chinesische Chipindustrie offenbart:

Die USA wollen Chinas globale Expansionsgelüste nicht durch technologische Entwicklungshilfe fördern, sind aber (wie der Rest der Welt) abhängig von Rohstoffen, auf die China nicht selten ein Monopol hat.

Und was tut Europa im Konflikt der Giganten? Sich wegen der gemeinsamen Werte auf die Seite der USA schlagen oder als lachender Dritter weiter gute Geschäftsbeziehungen pflegen? Letzteres hat mit Putin lange gut funktioniert. Bis die Zeitbombe nicht mehr nur tickte, sondern explodierte.

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