Eigenverantwortung

Machen wir uns nichts vor: Eingefleischte Impfgegner — das sind all jene, die sich von vornherein jeder faktenbasierten Debatte zum Thema Corona verweigern — werden den Tag herbeisehnen, an dem der erste Impfverweigerer als Opfer der diktatorischen Staatsmacht auf dem medialen Altar präsentiert werden kann.

Doch das wird, kann und muss eine demokratische Gesellschaft aushalten — und zwar umso mehr, als beim Thema Impfen ohnehin unerträglich lange aufs gute Zureden gesetzt wurde. Wen erst die Aussicht auf einen Lotteriegewinn oder ein anderes Zuckerl davon überzeugt, dass eine Impfung gegen dieses unsägliche Virus etwas bringt, der sollte einmal sein Verständnis von einer gelingenden Gemeinschaft überdenken.

Es ist mehr als ein Jahr her, dass der Linzer Lungenspezialist Bernd Lamprecht das „beherzte Experiment der Eigenverantwortung“ für gescheitert erklärt hatte. Gemünzt war das damals auf jene Laissez-fair-Haltung gegenüber dem Virus, die in der Folge zu einem Lockdown geführt hat. Auch die Impfpflicht ist ein Eingeständnis, dass Eigenverantwortung nicht in jenem Ausmaß gelebt wurde, das den Erfolg der Pandemiebekämpfung garantiert. Es ist daher höchste Zeit, dass die sehr wohl eigenverantwortlich agierende Mehrheit nicht mehr länger zum Handkuss kommt.

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