Meinung

von Heinz Wernitznig

Klare Strategie fehlt

Kommentar zum hohen Anteil an untauglichen Wehrpflichtigen

„Ziel muss es sein, dass die junge Generation wieder gesünder und fitter wird“, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bei der Bekanntgabe der Tauglichkeitszahlen der heimischen Grundwehrdiener. Dem ist nichts hinzuzufügen – allein eine klare Gegenstrategie ist weit und breit nicht zu sehen. Um auf fruchtbaren Boden zu fallen, müsste eine solche Chefsache sein!

Dass im Vorjahr mehr als 20 Prozent der bei der Stellung untersuchten jungen Männer als für den Wehrdienst untauglich eingestuft wurden, ist das traurige Ergebnis jahrelanger Versäumnisse. Diese beginnen im Kindergarten bzw. in der Schule, wo Bewegung und Sportunterricht ein Stiefmütterchendasein fristeten. Man denke nur an die diversen Versuche, eine tägliche Bewegungseinheit in den Unterrichtsstätten einzuführen. Wer in jungen Jahren keinen Zugang zur körperlichen Ertüchtigung findet, wird vermutlich auch später keine Sportskanone werden.

Ein wichtiger Faktor ist die Vorbildwirkung der Erziehungsberechtigten: Wem die Gesundheit seines Nachwuchses ein Anliegen ist, der sollte weniger auf der Couch liegen bzw. im Internet surfen und stattdessen auf gemeinsame Betätigung in der frischen Luft setzen. Das fördert auch den familiären Zusammenhalt.

An der sportlichen Infrastruktur in Österreich kann es jedenfalls nicht liegen, dass viele junge Menschen unter Übergewicht leiden. Die Möglichkeiten, seinen Bewegungsdrang auszuleben, sind vielfältig wie noch nie. Dazu kommt das Gemeinschaftsgefühl, Teil eines Teams oder einer Mannschaft zu sein. Und die ehrenamtlichen Trainer in den Vereinen leisten ausgezeichnete Arbeit im Nachwuchsbereich.

Offenbar ist aber der Leidensdruck noch nicht groß genug. Das jahrelange (Kaputt)Sparen beim Bundesheer hat auch erst ein Ende gefunden, als es die Österreicher angesichts des Krieges in der Ukraine mit der Angst zu tun bekommen haben. Mittlerweile hat man erkannt, dass es keine Sicherheit zum Nulltarif geben kann. Und wenn der Trend in Sachen Tauglichkeit anhält, rollt das nächste Problem auf uns zu.

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