Kurz-Schluss

Europa wird gebannt verfolgen, ob und wie ÖVP und Grüne einen synchronen Paarlauf hinkriegen. Die größte Aufmerksamkeit wird die K.u.K.-Regierung in Deutschland finden. Dafür sorgt allein schon der Freund und Feind faszinierende Ausnahmepolitiker Kurz, der noch dazu im Fokus deutscher Medien steht, seit er sich in der Migrationskrise 2015 als Gegenspieler Angela Merkels positioniert hat. Die durch nichts mehr zu beschönigende Endzeitstimmung in der Großen Koalition sorgt zusätzlich, zumal in der Union, für gesteigertes Interesse an alternativen Konstellationen. Ob eher CSU-Vize Manfred Weber, der Schwarz-Grün für ein „Zukunftsmodell“ hält, oder CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, der in den Grünen Gegner einer bürgerlichen Politik und daher keinen Partner sieht, die koalitionsspekulative Diskussion dominieren wird, entscheidet sich hierzulande. Brechen die über den ideologischen Graben geschlagenen Brücken, weil plötzlich wieder Zehntausende Migranten an der Grenze stehen oder ein Wirtschaftsabschwung die klimapolitischen Ambitionen bremst, dann wird kein türkis-grüner Honeymoon Berliner Köpfe erleuchten. Erweist sich diese Regierung aber als Erfolgsmodell, könnte das in Berlin schnell für jenen Kurz-Schluss sorgen, der in der Großen Koalition die letzten Lichter ausgehen lässt.

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