Meinung

von Manfred Maurer

Rot aus der Not?

Die SPD holt einen angestaubten, vor allem aber schwer missbrauchten Begriff aus der Mottenkiste: Der „demokratische Sozialismus“ soll es jetzt richten, findet Co-Parteichefin Esken.

Die Behübschung des Sozialismus mit dem Prädikat „demokratisch“ hat Tradition. Besonders demokratisch war bekanntlich die DDR. Aber anstatt eine Entsorgung dieses belasteten Begriffes aus dem SPD-Programm zu initiieren, suchen die deutschen Genossen in ihrer Not genau darin ihr Heil.

Offenbar ist die Geschichte ein grottenschlechter Lehrmeister. Obwohl das Spiel mit dem roten Experimentierkasten noch immer in die Hosen gegangen ist, kehrt der Traum von einer Gesellschaft, in der jedem nach seinen Bedürfnissen gegeben und jeder nach seinen Fähigkeiten gibt, immer wieder.

Er ist ja auch einfach zu schön, hat aber einen Haken: Weil die Menschen bedürfnismäßig kaum, in ihren Fähigkeiten aber sehr wohl begrenzt sind, kann sich die Rechnung mit dem besseren Leben für alle nicht ausgehen. Der Sozialismus — ob demokratisch oder nicht — ist somit ein Hirngespinst, das zwar nach einem hehren Ideal klingt, aber die menschliche Natur außer Acht lässt.

„Offenbar ist die Geschichte ein grottenschlechter Lehrmeister.“

Manchmal richtet dieser Denkfehler „nur“ eine Volkswirtschaft zugrunde, manchmal führt er in den Massenmord. Jeglicher Verzicht auf sozialistische Wiederbetätigung wäre also vernünftig. Aber Vernunft ist eben auch keine menschliche Stärke.

Das könnte Sie auch interessieren