Meinung

von Manfred Maurer

Sanktionen wirken

Kommentar zu den Russland-Sanktionen

Die ökonomische Wirkung der Sanktionen ist mit Zahlen gut belegt — und klar: Russland wird sehr viel härter getroffen als Europa selbst.

Aber: Letztlich entscheidend ist die politische Wirkung. Und diese ist in Russland zumindest bislang wesentlich geringer als in Europa. Das hat zwei Gründe: Die Russen haben in einer langen Geschichte der Mangelwirtschaft eine Resilienz gegenüber Notlagen entwickelt, die stärker ausgeprägt ist als jene im wohlstandsverwöhnten, um nicht zu sagen: -verweichlichten Westen.

Der zweite Unterschied: Während in der russischen Autokratie politische Entscheidungen keinem öffentlichen Diskurs ausgesetzt sind, basiert unsere von Schwurblern aller Art abfällig „System“ genannte Demokratie auf dem Infragestellen jeder Entscheidung durch jeden. Die Politik muss diesen — von vielen auch bar jeder Vernunft und Sachkenntnis geführten — Diskurs in ihre Entscheidungen einfließen lassen. Alles andere wäre undemokratisch.

Es ist also absehbar, dass eine abnehmende Opferbereitschaft der Bürger die Ukraine-Politik beeinflussen oder einen solchen Trend ignorierende Politiker hinwegfegen wird. Insofern könnten die Sanktionen hierzulande tatsächlich politisch mehr bewirken als beim Adressaten. Genau darauf setzt der Kremlchef: Putin spekuliert auf die Wirkung der Demokratie.

Hoffentlich verspekuliert er sich.

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