Kommentar zur Rede von Selenskyj
Langsam beginnt er zu nerven, der ukrainische Präsident. Wo immer er — wie beim Weltwirtschaftsforum in Davos — via Videoschaltung in Erscheinung tritt, fordert Wolodymyr Selenskyj noch mehr Unterstützung des Westens. Kampfpanzer, Flugabwehrsysteme und und und.
Haben Europa und die USA nicht schon sehr viel getan und noch mehr zugesagt? Weit über 100 Milliarden Euro sind schon geflossen — nicht eingerechnet die indirekten, jeden Bürger treffenden Folgekosten der gegen Russland verhängten Sanktionen.
Und trotzdem beklagt Selenskyj, dass es immer noch zu wenig sei. Ja, sein Land geht als Opfer eines verbrecherischen Angriffskrieges durch die Hölle. Aber hat der Westen, haben wir nicht schon in einem Maß geholfen, welches allmählich die Frage rechtfertigt, ob das Maß nicht bald voll ist?
Solange Russland die Ukraine im Würgegriff hält, bleibt Selenskyj allerdings nichts anderes übrig, als nach noch mehr Hilfe zu rufen. Dabei muss ihm jedoch bewusst sein, dass er den Bogen auch überspannen kann. Je vorwurfsvoller er seine Begehrlichkeiten vorträgt, desto mehr schwindet das Verständnis der Bürger, deren Befindlichkeit die Regierungen zu berücksichtigen haben. Genau darauf setzt aber Putin: Dass die Ukraine den Westen irgendwann nur noch nervt. Und vergessen wird, dass er es war, der den Bogen überspannt hat.