Meinung

von Markus Ebert

Trifft die Falschen

Kommentar zum Bahnstreik in Österreich.

Klar ist: Streik ist ein verbrieftes Recht der Arbeitnehmer, um ihren Anliegen zur Durchsetzung zu verhelfen. Klar ist aber auch: Das Streikrecht ist ein sehr sensibel einzusetzendes Mittel. Insbesondere ist diese Sensibilität dann vonnöten, wenn ein Streik überdurchschnittliche Auswirkungen auf große Teile der Gesellschaft hat.

Der Verkehrsbereich ist so ein Sektor, in dem ein Streik für zigtausende Menschen massive Beeinträchtigungen bringt. Menschen kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht in die Schule oder zum Arbeitsplatz, der erzwungene Umstieg auf einen Pkw ist erstens unökologisch und zweitens gar nicht allen Betroffenen möglich, und der Imageschaden für die Verkehrsbetriebe — vor allem im Hinblick auf ihre Verlässlichkeit — kann auch nicht beiseite gewischt werden.

Die Frage der Ökologie und des Imageverlusts müsste eigentlich längst Leonore Gewessler, Umweltministerin und Eigentümervertreterin bei den ÖBB, auf den Plan gerufen haben, können sich die Bahnkunden doch ihr vielgelobtes Klimaticket an den Hut stecken.

Die Solidarität mit den Eisenbahnern hält sich sichtlich in Grenzen, kaum Verständnis würde es auch für den Streik im Handel geben. Bei der Bahn hat man zum falschen Zeitpunkt zum ultimativen Mittel gegriffen — und trifft damit definitiv die Falschen.

Das könnte Sie auch interessieren