Meinung

von Heinz Wernitznig

Was tun mit den Engelhorn-Millionen?

Kommentar zur BASF-Erbin, die ihr Vermögen von einem Bürgerrat verteilen lässt

Lotto-Gewinner zerbrechen sich in der Regel den Kopf, was sie mit ihrem plötzlichen Reichtum anstellen sollen und suchen den Rat von Veranlagungsexperten. Nicht so Marlene Engelhorn. Die BASF-Millionenerbin geht den gegenteiligen Weg und lässt einen so genannten Bürgerrat – 10.000 willkürlich ausgewählte Österreicher – darüber entscheiden, was mit ihrem Vermögen von 25 Millionen Euro geschehen soll.

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Die Reaktionen auf ihr am Montag in einer Pressekonferenz angekündigtes spektakuläres Vorhaben waren erwartbar: Während die Arbeiterkammer die Aktion von Engelhorn zum Anlass nahm, um die Einführung einer Millionärssteuer zu fordern, kam von der Industriellenvereinigung ein Nein zu einer Vermögens- und Erbschaftssteuer. Standortschädigende Debatten seien entbehrlich, so das Argument.

Fakt ist, dass Vermögen in Sekundenschnelle außer Landes gebracht werden können, Steuerschlupflöcher gibt es nach wie vor in der Europäischen Union. Andererseits sind gerade in Österreich Vermögen sehr ungleich verteilt. Mit Arbeit alleine ist es praktisch unmöglich, zum Millionär zu werden oder sich eine ordentliche Reserve auf die Seite zu legen. Das frustriert viele Menschen und sorgt für Unmut.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die 32-jährige deutsch-österreichische Aktivistin und Publizistin viele Nachahmer im Kreis der heimischen Millionäre finden bzw. zu einem Umdenken in der Steuerpolitik anregen wird, ist gering. So konnte der neue SPÖ-Chef Andreas Babler mit seiner Forderung nach einer Millionärssteuer laut Umfragen bislang kaum punkten. Und einen Teil ihres Einkommens stellen Bedürftigen lediglich einige KPÖ-Politiker zu Verfügung.

Die Aktion von Marlene Engelhorn wird aber zumindest einigen Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, helfen. Ob Krankheit, Jobverlust, Scheidung oder Unfall – in eine schwierige Situation kann jeder kommen. Und nicht immer reichen die Leistungen des Sozialstaates aus, um die Not zu lindern.

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