Westliche Bedrohung

„Niemand bedroht Russland“, beteuerte Wolfgang Ischinger vor der von ihm organisierten Münchener Sicherheitskonferenz, die erstmals ohne russische Beteiligung auskommen muss.

In der Tat: Der russische Staat ist keinerlei Bedrohung ausgesetzt. Nicht einmal ein Nato-Beitritt der Ukraine wäre bedrohlich für Russland. Das westliche Verteidigungsbündnis ist prinzipiell defensiv ausgerichtet und wäre aufgrund seiner Entscheidungsstrukturen gar nicht fähig, einen Krieg gegen Russland vom Zaun zu brechen. Oder glaubt jemand, Deutschland oder Frankreich würden einem solchen zustimmen?

Nichtsdestotrotz rechtfertigt Moskau seine militärischen Muskelspiele an der ukrainischen Grenze mit einer Bedrohung durch die Nato.

In der Tat: Die russische Führung sieht zu Recht eine Bedrohung. Allerdings handelt es sich nicht um eine militärische und auch keine für den russischen Staat. Es ist Putin, der sich fürchten muss vor einer direkten Konfrontation seines postsowjetischen Autoritarismus mit dem westlichen Konzept von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Letzteres kann nur in einem friedlichen Umfeld seine Vorteile voll ausspielen und die Sehnsucht der Russen nach einem ähnlichen System befeuern. Putin braucht daher Unruhe und Instabilität in der Nachbarschaft. Solange er im Kreml sitzt, wird er zur Stabilisierung seiner Macht die Destabilisierung der Ukraine betreiben.

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