Michel Piccoli: Französische Leinwandikone mit 94 Jahren verstorben

Michel Piccoli © AFP/Poujoulat

Er hat Romy Schneider geküsst, Nacktszenen mit Brigitte Bardot gedreht und für Regisseur Nanni Moretti den Papst gespielt. In mehr als 200 Filmen hat Michel Piccoli immer wieder überrascht. Nun ist die Ikone des französischen Kinos im Alter von 94 Jahren an einem Schlaganfall verstorben.

Geboren wurde der Spross einer Musikerfamilie am 27. Dezember 1925. Sein Vater war Violinist, seine Mutter Pianistin. Die kreative Laufbahn war auch Piccoli beschieden, wenngleich er eine andere Ausdrucksform als jene seiner Eltern wählte. Diese hatte er in seiner vor vier Jahren erschienen Autobiografie als ohne Leidenschaft beschrieben. Er kam nach dem Tod des von seiner Mutter über alles geliebten Bruders zur Welt. Seine ganze Kindheit über habe er mit einem Phantom gelebt. „Das Theater war in erster Linie der Wunsch gewesen zu fliehen“, offenbarte Piccoli.

So zog es ihn nach seiner Schauspielausbildung auf verschiedene Bühnen, bevor ihn sein Weg ab 1960 zum Film führte. Er war an der Seite von Stars wie Brigitte Bardot und Romy Schneider zu sehen, drehte mit Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Luis Bunuel und Jean-Luc Godard. Seine Rollen reichten von leidenschaftlichen und romantischen Liebhabern über eiskalte Mörder bis zu verzweifelten Künstlern. Im echten Leben war Piccoli mehrmals verheiratet, darunter auch mit Juliette Greco.

Mit Schneider drehte er sechs Filme, etwa „Die Dinge des Lebens“ und „Das Mädchen und der Kommissar“. Sie seien manchmal schwach geworden und hätten sich zu nicht immer „ehrlichen Gesten“ hinreißen lassen, gestand Piccoli mit 90 in seiner Autobiografie, doch das habe nicht die Freundschaft zerstört, die beide miteinander verbunden habe.

Für „Der Sprung ins Leere“ wurde Piccoli 1980 bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme als bester Darsteller prämiert. In dem Drama von Marco Bellocchio spielte er einen Untersuchungsrichter, der sich seiner Schwester entledigen will. Und das renommierte Festival war auch 2011 nochmals Schauplatz für den Leinwandstar, als er in Nanni Morettis „Habemus Papam“ den Papst gab. So eine Rolle zu spielen, komme ja nicht oft vor – doch sei es ihm nicht schwer gefallen, wie er damals sagte.

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Piccoli gehörte zu den begnadeten Schauspielern, die mit Mimik und wenigen Gesten überzeugen. Allein die Art, wie er seine buschigen Augenbrauen zusammenzog, sprach Bände. Zu jenen, die sein schauspielerisches Geheimnis am besten auf den Punkt brachten, gehörte die im Vorjahr verstorbene Regielegende Agnes Varda. „Er versteht es, seine Kunst zu verbergen, weil er die Gabe hat, sie sparsam einzusetzen.“ Für sie spielte er in „Hundert und eine Nacht“ – eine Komödie und eine Hommage auf 100 Jahre Filmkunst. Darin gab Piccoli Monsieur Cinema, einen alten Mann, der die ganze Filmgeschichte Revue passieren will. Doch leider lässt sein Gedächtnis nach. Etwas, was auch Piccoli widerfahren ist. Er wünsche sich, dass er ewig weiter spielen könne, meinte der Mime zu seinem 90er. Doch leider werde es irgendwann ein Ende geben.

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