Moralspritze dämpft Heiterkeit

Wolfgang Gerold als „Der Unbestechliche“ in Bad Ischl

Nachwuchstalent Elen Korntner
Nachwuchstalent Elen Korntner © LehárTHEATEROstern

Seit 2018 gibt es in Bad Ischl zwischen dem alles überstrahlenden Lehár-Festival das Festspiel „LehárTHEA- TERostern“ von Kultur-Allrounder Wolfgang Gerold. Nun ist das jahrelang durch die Corona-Pandemie gebeutelte Festspiel im Kongress&TheaterHaus beheimatet, wo am Pfingstwochenende insgesamt dreimal Hugo von Hofmannsthals „Der Unbestechliche“ auf dem Programm stand.

Im Mittelpunkt der Diener Theodor, eine Komödientenrolle der Sonderklasse. Sobald Theodor von Untreue-Gelüsten des jungen, mit Anna verheirateten Barons Jaromir (Florian Resetarits) erfährt, will er kündigen. Doch die Baronin entscheidet: „Und Sie, lieber Theodor, übernehmen jetzt wieder das Ganze.“ Ab nun haben Jaromir und seine Geliebten keine Chance mehr. Theodor ist wachsam, hintertrieben und klug, aber auch von ironisch verbrämter Moral.

Grandios ist die Ausstattung von Charlotte Leitner: Jedes Kostüm ist ein Volltreffer. Dazu ein stimmungsvolles Bühnenbild mit nettem Interieur und tollen Projektionen der Ischler Villa Traun von Alexander Rafanowitsch. Maximilian J. Modl, erstmals als General auch als Darsteller präsent, führt präzise Regie, vergisst jedoch ein wenig auf den Lustspiel-Charakter des Stückes.

Nicht komödiantische Pointen dominieren, sondern das nahezu krankhafte Streben Theodors nach Moral. Den spielt Wolfgang Gerold persönlichkeitsstark, intensiv, doch kaum selbstironisch. Waltraud Barton ist eine würdige Baronin mit Lebenserfahrung. Den Vogel im Sinne Hofmannsthals schießen aber Merle Krammer und die vierjährige Elen Korntner ab. Krammer ist als attraktive, selbstsichere, humorvolle und zuletzt den Intrigen Theodors unterliegende Melanie Galattis eine Klasse für sich, Korntner zeigt als kleiner Jaromir ein komödiantisches Naturtalent und sorgt für Lachstürme. Minutenlanger Applaus dankte dem tüchtigen Ensemble.

2023 steht übrigens „Kaiserfleisch“, eine schwarze Komödie mit Musik von Michael Korth, auf dem Programm.

Das könnte Sie auch interessieren