Mozart und Wagner im Wohnzimmer

Tobias Wögerer dirigierte die Wiener Symphoniker im Digitalformat

Tobias Wögerer im Gesrpäch vor dem Wohnzimmer-Konzert
Tobias Wögerer im Gesrpäch vor dem Wohnzimmer-Konzert © Wiener Symphoniker

„Jedes auftrittslose Jahr ist ein verlorenes Jahr für die Musiker“, sagt der in Linz geborene Dirigent Tobias Wögerer.

Aber mit positiver Einstellung geht alles leichter, kann das Musizieren fürs Wohnzimmer auch zu einem Erlebnis werden. Die Wiener Symphoniker richteten dafür eine sechsteilige Konzertreihe ein, in der jungen Dirigenten sich auch ohne Publikum zu beweisen ermöglicht wird.

Der 28-jährige Wögerer, schon lange im Verdacht einer außergewöhnlichen Pultkarriere und nicht mehr Debütant bei den Wiener Symphonikern, hat sich am Freitag für Mozart und Wagner entschieden — bewusst eine Mischung unterschiedlich zu deutender Werke.

Bei Mozart die unbeschwert lockere Leichtigkeit, die gerade die gestalterische Schwierigkeit ausmacht und Wagner mit Opernmotiven aus dem dritten Aufzug seiner Ringtetralogie. Das „Siegfried-Idyll“ für den Konzertsaal, kein beiläufiges Potpourri und trotz der kleinen Besetzung von orchestraler Dramatik, war eine Festgabe Wagners an seine Frau Cosima nach der Geburt ihres Sohnes Siegfried, das er ihr auf der Treppe des Hauses in Tribschen am Weihnachtstag 1870 mit Zürcher Musikern offerierte. Den Hornpart übernahm damals der berühmte Dirigent Hans Richter.

Das Werk über den Naturhelden Siegfried animierte Wögerer zu sanft-facettenhaften Klängen über Liebe und Emotionen und ließ ihn erst nach Mozart zum Stab greifen. Bei der verstärkten Hinwendung zu den Bläsern (Trompete) hätte man sich dennoch etwas leidenschaftlichere Akzente erwartet. Dass seiner insgesamt beruhigenden Gestik ein Optimum an Steigerungen im Ausdruck und einer opernnahen Phrasierung gelingt, war allerdings auch in Mozarts Kopfsatz seines ersten Flötenkonzertes G-Dur KV 285c keine Frage, hatte er doch im Symphoniker eigenen Erwin Klambauer einen großartigen Solisten mit glanzvoll-lupenreinem Ton zur Seite.

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Und dies bei einem solistischen Auftragswerk für ein Instrument, das dem Klarinettenliebling Mozart nicht so sehr ans Herz gewachsen war bei aller Unantastbarkeit seiner „Zauberflöte“.

Das Kurzprogramm zu Hause verriet literarischen Spürsinn und Geschmack der Interpreten, standen doch der Bezug zur Großform Oper und deren vokale Ausdrucksfeinheiten im Blickfeld. Der Applaus eines jeden Konzertsaal übertreffenden Online-Publikums war Wögerer und dem Orchester sicher.

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