Mozarts geniale Leichtigkeit

Musiktheater Linz: „Die Hochzeit des Figaro“, Premiere am Samstag

Die Uhr tickt, die Revolution steht vor der Tür. Susanna (Fenja Lukas) und Figaro (Adam Kim) begehren schon jetzt gegen den Adel auf.
Die Uhr tickt, die Revolution steht vor der Tür. Susanna (Fenja Lukas) und Figaro (Adam Kim) begehren schon jetzt gegen den Adel auf. © Herwig Prammer

Joseph zwo rümpfte das kaiserliche Näschen und war skeptisch. Reformwille ja, aber dieser Stoff barg den Keim des Aufruhrs. Autor war ein gewisser Beaumarchais, ein Franzose mit buntem Lebenslauf.

Spion, Spekulant, Musiklehrer der Königstochter, im Gefängnis war er auch schon. Und ein richtiger Selfmademan, der die Adeligen gleichermaßen faszinierte und nervös machte.

Seine Lebenserfahrungen flossen in Beaumarchais´ Stück ein, Mozart und Da Ponte schufen daraus ein Werk quasi für die Ewigkeit: „Le Nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro)“.

Tom & Jerry

Markus Poschner, Chefdirigent des Linzer Bruckner Orchesters, hat sich dem Meisterwerk mit Hingabe angenähert. Der Nimbus des „Figaro“, woher kommt er? „Wir dachten nach, gemeinsam mit den Sängern.“ Mozarts Genialität lasse sich „in vielen Richtungen beweisen“, aber die Conclusio: „Es ist das menschlichste Stück.“ Figuren, die eine Veränderung durchmachen („darin konnte dem Mozart niemand etwas vormachen“).

Die Musik, die diese Geschichte in feinsten Nuancen auserzählt. Slapstick und Tragödie reichen sich die Hand, „manchmal ist das wie bei ,Tom & Jerry´, also Filmmusik“. Hinzu kommt ein bemerkenswertes Detail, „Figaro“-Urschöpfer Beaumarchais war gelernter Uhrmacher. Ebenso fein verzahnt Mozarts Musik, jeder Ton hat seine präzise Bedeutung.

Ziffernblätter und Zahnräder spielen auch beim Bühnenbild von Karine Van Hercke eine zentrale Rolle. Uraufführung von „Die Hochzeit des Figaro“ war 1786, drei Jahre später tobte in Frankreich die Revolution.

Mozarts Oper eine Verdichtung dessen, was in der Luft lag. Aufbegehren des Liebespaares Figaro und Susanna gegen das Grafenpaar Almaviva, auf gefinkelte Weise auch eine Verbundenheit beider Seiten. Eine Handlung mit geheimen Sehnsüchten, cleveren Täuschungen, gefälschten Briefen, ein Tag in Atemlosigkeit und nahem Wahnsinn.

Die heitere, stets leichtfüßig erzählte Geschichte – dies auch Mozarts große Kunst – schleppt schweren und blutigen Ballast mit sich. Van Hercke ließ diese Gedanken in ihre Gestaltung einfließen. Die Zeit tickt, die Gesellschaft wird sich umstülpen. Nach der Absetzung des Adels (samt rollenden Köpfen) die superfeine Demokratie? Die Historie erzählt zunächst vom Gegenteil, von Gewalt und „einem gewissen Faschismus“, wie Van Hercke sagt: „Auch davon möchten wir einen Tick erzählen.“

Guter Wein

Ursprünglich war dieser „Figaro“ schon vor einem Jahr angesetzt, bekannte Viren-Umstände verzögerten. Regisseur Francois De Carpentries, der von der Zusammenarbeit mit Musikchef Poschner schwärmt, nimmt die gedehnte Probenzeit gelassen und mit Humor: „Guter Wein, der gereift ist.“ Die Akteure, sämtlich aus dem „Eigenbestand“ des Musiktheaters, wären noch enger in ihre Rollen gewachsen.

Premiere: Samstag (18.30 Uhr!). In den Hauptrollen Martin Achrainer (Graf Almaviva), Erica Eloff/Brigitte Geller (Gräfin), Fenja Lukas/Ilona Revolskaya (Susanna), Adam Kim (Figaro).

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