LK-Präsidentin Langer-Weninger will Kommunikation noch stärker ausbauen

„Landwirte sollen keine Existenzängste haben müssen. Dazu trete ich für weitere Entlastungen und Unterstützungen für die Landwirte ein. Zudem möchte ich die Digitalisierung und die Online-Vertriebswege der Landwirte stärken und auch die Kommunikation auf digitalem Wege ausbauen“, sagt Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger.
„Landwirte sollen keine Existenzängste haben müssen. Dazu trete ich für weitere Entlastungen und Unterstützungen für die Landwirte ein. Zudem möchte ich die Digitalisierung und die Online-Vertriebswege der Landwirte stärken und auch die Kommunikation auf digitalem Wege ausbauen“, sagt Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger. © LK OÖ

VOLKSBLATT: Wie sind die Landwirte durch das Jahr 2020 gekommen?

LANGER-WENINGER: Was bei beiden Lockdowns ersichtlich war ist, dass die Landwirte systemrelevant sind. Und dadurch konnten sie ihre Arbeiten – egal, ob auf den Feldern oder in den Wäldern – erledigen. Das war insofern auch wichtig, damit es nicht zu einem Rückstau bei der Arbeit kommt. Insgesamt muss man aber schon sagen, dass die Landwirte von der Corona-Krise teils massiv getroffen wurden.

Inwieweit?

In Bezug auf Absatz- und Vertriebsmöglichkeiten, speziell in Richtung Gastronomie und Hotellerie, aber auch im gesamten Winter-Tourismus-Bereich. Vor allem in der Fleischbranche war das Minus beträchtlich. In der Schweinebranche kam die Situation rund um die Afrikanische Schweinepest hinzu, was wiederum auf die Preise drückt. Die Lage ist also teilweise durchaus ernst. Grundsätzlich wird man daher über unterstützende Begleitmaßnahmen seitens der Politik reden müssen.

Beim finanziellen Schaden für die Landwirte aufgrund der Corona-Krise: Kann man den beziffern?

In der Schweinebranche reden wir österreichweit von 50 Millionen Euro, die den Bauern entfallen sind. Im Rindfleischsektor liegt der Ausfall bei rund 19 Millionen Euro. Die Folgen ziehen sich durch viele Bereiche.

Da kann man ja fast von Glück reden, dass es – bis auf lokale Ereignisse – heuer relativ wenige Wetterkapriolen gegeben hat.

Grundsätzlich haben wir das Jahr 2020 gut über die Bühne gebracht, die Ernte hat von der Menge und der Qualität gepasst. Die Niederschläge haben gepasst – aber vergessen darf man nicht, dass es im Frühjahr sehr wohl einen Spätfrost gegeben hat, der uns im Obstbau schon betroffen hat. Aber insgesamt war es – vor allem im Vergleich zu den Vorjahren – ein ernte- und wettermäßig gutes Jahr für die Landwirtschaft.

Auch bei der Borkenkäferplage gab es eine leichte Entspannung.

Das stimmt. Aber natürlich müssen wir das weiter genau beobachten.

Ist das Ansehen der Bauern in der Bevölkerung infolge der Krise gestiegen?

Grundsätzlich ist das Bekenntnis zu heimischen Produkten sehr hoch und vielen Menschen ist wohl – vor allem während des ersten Lockdowns – bewusst geworden, dass es nicht selbstverständlich ist, dass die Supermarktregale gefüllt sind. Wir haben auch gemerkt, dass die Direktvermarktung und der Online-Verkauf von bäuerlichen Produkten stark gestiegen ist. Dies wollen wir nun festigen und dies auch kommunizieren.

Sie wollen also die Kommunikation zwischen Bauern und Konsumenten intensivieren?

Definitiv, und hier gibt es noch Luft nach oben. Wir sind als Landwirtschaftskammer dabei, dies zu forcieren. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass nur drei Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitet. Dann haben in der Regel 97 Prozent relativ wenig Ahnung, was dort passiert. Und genau darum geht es: Zu vermitteln, was Landwirtschaft bedeutet und welche gesellschaftliche Relevanz und welchen Mehrwert sie hat.

Wovon reden wir da?

Von regionaler Wertschöpfung, von der Landschaftspflege, von hochwertig produzierten Lebensmitteln und von regionalen Dienstleistungen, um nur ein paar Beispiele zu nehmen. Denn man muss sich schon auch vor Augen halten, dass jeder sechste Arbeitsplatz im vor- und nachgelagerten Bereich von der Landwirtschaft abhängt. Die Landwirtschaft ist ein starker Faktor.

Wie soll die Kommunikation verbessert werden?

Wir setzen da unter anderem auf Soziale Medien oder auf die von uns entwickelte Plattform esserwisser.at. Aber auch unseren tüchtigen Seminarbäuerinnen kommt hier eine wichtige Aufgabe zu, die hier beispielsweise Kochkurse – auch für Kinder – anbieten. Und eine weitere wesentliche Visitenkarte ist Urlaub am Bauernhof.

Am 24. Jänner ist Landwirtschaftskammerwahl. Sie treten das erste Mal an. Mit welchen Inhalten wollen Sie überzeugen?

Mir ist es wichtig, dass die Familienbetriebe wirtschaftlich geführt werden können, dass sich also die Landwirte keine Sorgen machen und keine Existenzängste haben müssen. Dazu trete ich für weitere Entlastungen und Unterstützungen für die Landwirte ein. Zudem möchte ich die Digitalisierung und die Online-Vertriebswege der Landwirte stärken und auch die Kommunikation auf digitalem Wege ausbauen. Mir ist aber auch der direkte Kontakt mit den Bauern wichtig, denn online kann nicht alles abdecken. Und schlussendlich ist mir die Herkunftskennzeichnung ein großes Anliegen. Heimische Lebensmittel werden unter höchsten Standards produziert und das gilt es zu propagieren.

Was entgegnen Sie denen, die meinen, dass „die Bauern“ eine viel zu starke Lobby hätten?

Landwirtschaftspolitik ist Politik für den gesamten ländlichen Raum. Da geht es um Landschaftspflege, regionale Wertschöpfungsketten und die Erhaltung der lokalen Infrastruktur. Denn überall dort, wo Landwirtschaft nicht mehr stattfindet, verödet die Landschaft. Zudem geht es bei Landwirtschaftspolitik unter anderem um gesunde Lebensmittel, Standards bei der Tierhaltung, um Tierwohl und auch um Umweltschutz – und überall da können Oberösterreichs Bauern einen wertvollen Beitrag leisten.

Ihre Erwartungen an 2021?

Zu Beginn geht es für mich darum, eine gute Wahl am 24. Jänner zu schlagen. Wir haben ein tolles Team und viele gute Inhalte, wie wir die heimischen Bauern unterstützen wollen. Generell hoffe und glaube ich, dass wir nächstes Jahr zu mehr Normalität und Entspannung zurückkommen können und dass der Zusammenhalt weiterhin so hoch bleibt.

Mit LK-OÖ-Präsidentin MICHALEA LANGER-WENINGER sprach Oliver Koch

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