Musik kennt keine Grenzen

„Crescendo“: Simonischek dirigiert israelisch-palästinensisches Orchester

Dirigent Eduard Sporck (Peter Simonischek, r.) führt israelische und palästinensische Jugendliche in einem Orchester zusammen.
Dirigent Eduard Sporck (Peter Simonischek, r.) führt israelische und palästinensische Jugendliche in einem Orchester zusammen. © Stadtkino Filmverleih/CCC/Oliver Oppitz

Vor gut 20 Jahren hat Daniel Barenboim das West Eastern Divan Orchestra gegründet, in dem junge Musiker aus Israel und Palästina seither international erfolgreich gemeinsam musizieren. Ein beeindruckendes Friedensprojekt. Schon 2006 hat sich die Musikdoku „Knowledge is the beginning“ von Paul Smaczny ausführlich mit dem besonderen Klangkörper beschäftigt.

Nun nimmt sich der Film „Crescendo. #makemusicnotwar“ der außergewöhnlichen Konstellation in einer fiktiven Geschichte an. Regie führte Dror Zahavi, der bereits 2008 im preisgekrönten Kinofilm „Alles für meinen Vater“ den Nahost-Konflikt thematisierte.

Therapeut mit Taktstock

In der Rolle des Dirigenten agiert der österreichische Schauspielstar Peter Simonischek (73, „Toni Erdmann“) streng, aber mit viel Herz, wird zum Therapeuten mit Taktstock. Unter seiner Führung finden die jungen Musiker aus den verfeindeten Lagern nach etlichen Konflikten zu einem harmonischen Spiel. Musik kennt eben keine Grenzen.

Begegnungen in Südtirol

Der Plot: In Südtirol sind Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina geplant. Ein Orchester, bestehend aus jungen Musikern beider Seiten, soll das künstlerische Rahmenprogramm gestalten. Ein Zeichen gegen den Hass. Nach kurzem Zögern kann der emeritierte Dirigent und Musikprofessor Eduard Sporck (Simonischek) als Leiter dafür gewonnen werden. Sporck, den die NS-Vergangenheit der eigenen Eltern sein Leben lang belastet hat, reist nach Israel, um junge Musiker zu casten. Zahavi gewährt Einblick vor allem in das Leben der Palästinenser: zeigt ihr eingesperrtes Dasein, die Schikanen, die sie bei Grenzkontrollen erdulden müssen, bis sie auf ihre Kollegen aus Israel treffen können. Weil die Situation rasch dann auch zwischen den jungen Musikern eskaliert, werden die Proben gleich nach Südtirol verlegt.

Die jungen Schauspieler, vorwiegend israelische und palästinensische Laien, verkörpern glaubwürdig unterschiedlichste Charaktere: die Araberin Layla (Sabrina Amali), die verbissen zuhause Geige spielt, während draußen Tumulte herrschen, der schüchterne Klarinettist Omar (Mehdi Meskar) und der anfangs arrogant wirkende Ron (Daniel Donskoy) aus Tel Aviv. Die schwere Vergangenheit beider Seiten wird thematisiert, das Kennenlernen, der Austausch, öffnet die Tür zum gegenseitigen Verständnis und zur Akzeptanz.

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Der Dirigent leitet seine Musiker mit Übungen und Gesprächsrunden fast wie ein Therapeut: Allzu mächtige didaktisch geprägte Szenen mit hölzernen Dialogen drohen, berührende, authentische Momente zu schlucken. Auch ein Romeo-und-Julia-Drama zwischen einer Jüdin und einem Araber wird dabei nicht ausgelassen. Ein gut gemeinter Film, der manchmal ein wenig zu rührselig, an anderen Stellen zu konstruiert und vorhersehbar daherkommt.

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