„Muttis Klügster“ überrascht mit Kandidatur für Parteivorsitz

Ex-Umweltminister Norbert Röttgen steigt als erster in den Ring

Drei mutmaßliche Kandidaten gab es bis gestern für die Nachfolge von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, dann kam völlig überraschend ein vierter hinzu, der aber gleich offiziell in die Ring stieg: Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und damit einer der wichtigsten Außenpolitiker des Landes.

Der 54-Jährige war schon einmal eine CDU-Zukunftshoffnung. Als Umweltminister hatte er sich von 2009 bis 2012 als Vorkämpfer für Atomausstieg und Klimaschutz Ansehen erworben. Sein Spitzname war „Muttis Klügster“ — der feinsinnige Jurist gehörte zum direkten Umfeld von Kanzlerin Angela Merkel.

Doch dann folgte der tiefe Fall. 2012 hat ihn „Mutti“ nach seiner Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen als Umweltminister entlassen. Als Außenpolitiker rappelte er sich aber wieder hoch — und will nun nach ganz oben. Er habe seine Kandidatur am Dienstagmorgen in einer E-Mail an die CDU-Chefin erklärt und danach kurz mit Kramp-Karrenbauer telefoniert, sagte Röttgen.

Röttgen macht Tempo

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Er pochte auf eine Entscheidung „deutlich“ vor der Sommerpause mit einem Sonderparteitag. Es sei „unvorstellbar“, mit dieser Entscheidung bis Dezember zu warten, sagte Röttgen und übte offen Kritik am Vorgehen der CDU-Chefin, die am Dienstag Gespräche mit möglichen Bewerbern begann. Kramp-Karrenbauer rede nun mit Politikern, bei denen gar nicht klar sei, ob sie überhaupt Kandidaten seien.

Die CDU-Chefin konferierte gestern zuerst mit Friedrich Merz, der bislang als Favorit für die Nachfolge galt, aber eben noch gar nicht erklärt hat, ob er kandidiert oder nicht. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und Gesundheitsminister Jens Spahn haben ihre erwartete Kandidatur öffentlich noch nicht deklariert.

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