Meinung

von Christian Haubner

Nachwehen bleiben

Das autoritäre Regime Weißrusslands hat erneut seine Krallen gezeigt. Bereits bei der Wahl hat das Lager von Präsident Alexander Lukaschenko nach Meinung vieler Beobachter einmal mehr skrupellos betrogen.

Und nun musste seine schärfste Rivalin Swetlana Tichanowskaja überstürzt das Land verlassen. Andernfalls hätte ihr die Inhaftierung gedroht. Das ist durchaus glaubwürdig. Immerhin ist die 37-Jährige nur deshalb zur Wahl angetreten, weil ihr Mann Sergej Tichanowski wie viele andere Oppositionelle bereits im Gefängnis sitzt und – ebenfalls wie viele andere Oppositionelle – von der Wahl ausgeschlossen wurde.

Noch am Montag hatte Tichanowskaja erklärt, den Wahlsieg Lukaschenkos nicht anzuerkennen und weiter gegen das Regime kämpfen zu wollen. Das war dann wohl zu viel, zumal ihr von der Straße nach wie vor große Sympathie in Form von Protesten gegen Lukaschenko entgegenschlägt.

„Die politischen Nachwehen in Weißrussland dürften nicht so schnell verschwinden.“

Bilder sagen mehr als tausend Worte: Tichanowskaja wirkte bereits bei der Pressekonferenz am Montag müde. Bei einer Videobotschaft vor ihrer Ausreise hat sie nicht in die Kamera geblickt. Dass die Behörden Druck auf sie ausgeübt haben, scheint da greifbar. Sie mag nun in Litauen sein. Die politischen Nachwehen in Weißrussland dürften aber nicht so schnell verschwinden.

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