Neue Tour, alter Krach

Popstar Phil Collins feiert heute seinen 70. Geburtstag

Blickt nach vorne: Im Herbst will Phil Collins wieder auf Tour gehen.
Blickt nach vorne: Im Herbst will Phil Collins wieder auf Tour gehen. © dpa/Schmidt

Der einst so vitale und quirlige Phil Collins Sänger gibt derzeit ein trauriges Bild ab, das dem Popstar und Entertainer so gar nicht gerecht werden will. Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, hätte er gerade eine Tournee mit seiner Band Genesis hinter sich. Doch statt mit seiner Musik macht Collins, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, mit der zweiten Trennung von Ex-Frau Orianne Schlagzeilen.

Seit einer Rückenoperation geht der gebürtige Londoner am Stock, weil sein rechter Fuß gelähmt ist. Die Konzerte seiner Welttournee, die bis Herbst 2019 unter dem makabren Titel „Still Not Dead Yet“ (Immer noch nicht tot) lief, absolvierte der Musiker im Sitzen — ein ungewohnter Anblick.

In den für Collins immens erfolgreichen 80er- und 90er-Jahren tanzte er durch peppige Musikvideos zu Hits wie „Don’t Lose My Number“, „You Can’t Hurry Love“ oder dem Genesis-Klassiker „I Can’t Dance“. Sobald es die Coronavirus-Lage zulässt, will er mit Genesis auf Tour gehen — nach fast 15 Jahren Pause. „Es gibt nur wenige Bands, die so lange zusammen waren und immer noch miteinander sprechen, die gern beisammen sind und gern gemeinsam Musik machen“, so Collins.

Mit Genesis und solo ein Superstar

Als Schlagzeuger war er 1970 durch eine Anzeige zur Gruppe gekommen. Nach dem Ausstieg von Frontmann Peter Gabriel suchten die übrigen Genesis-Mitglieder erfolglos nach einem Nachfolger. Schließlich übernahm Collins, der schon vereinzelte Songs gesungen hatte, 1975 den Posten des Sängers.

In den 80ern wurde aus der Rockband Genesis auch wegen Collins eine radiotaugliche Popband, die weltweit mehr als 150 Millionen Alben verkauft haben soll. Gleichzeitig feierte er als Solokünstler einen raketenhaften Aufstieg. Gleich seine erste Single „In The Air Tonight“ war ein Nummer-Eins-Erfolg. Der Song, der auch im Soundtrack der Kultserie „Miami Vice“ zu hören war, ist nicht zuletzt dank des legendären Schlagzeug-Breaks ein unsterblicher Klassiker.

Hits, die Einblicke ins Seelenleben bieten

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Der Ruhm hatte für den Weltstar jedoch Schattenseiten, darunter drei Scheidungen. Die erste inspirierte ihn angeblich zu „In The Air Tonight“. Auch Herzschmerz-Balladen wie „Against All Odds“ oder „Separate Lives“ geben einen Einblick in Collins’ Seelenleben.

Nach der laut britischen Boulevardmedien „teuersten Scheidung aller Zeiten“ — von der erwähnten Orianne 2006 — flüchtete sich der Musiker in Alkohol. Die Trinkerei bescherte ihm eine gefährliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Erst nach mehreren Versuchen gelang ihm der Entzug.

2016 kam er überraschend wieder mit Orianne zusammen. Doch die zweite Beziehung mit der Mutter seiner Söhne Matthew und Nicholas hielt nur ein paar Jahre und endete nun in wüsten Anschuldigungen und einem hässlichen Rechtsstreit.

„Testify“, Collins’ letztes Studioalbum mit eigenen Songs, liegt fast 20 Jahre zurück. Seitdem hat er nur eine Zusammenstellung mit alten Tracks veröffentlicht.

Seine geliebten Drums kann er aufgrund seiner körperlichen Verfassung nicht mehr spielen. „Wenn ich es nicht so gut kann wie früher, dann lasse ich es lieber ganz. Ich möchte kein Schatten meiner selbst sein“, so Collins in einem Interview. „Ich wäre deppert, wenn ich sagen würde, es fehlt mir nicht. Schließlich habe ich das mein ganzes Leben lang gemacht.“

An seiner Stelle sitzt seit einigen Jahren sein Sohn Nicholas am Schlagzeug, der in Zukunft auch für Genesis trommeln wird. „Ich bin sehr stolz auf ihn“, sagte Collins bei der Ankündigung der Tournee, die coronabedingt gerade auf den Herbst verschoben wurde. Und Genesis-Keyboarder Tony Banks lobte: „Er hat einen Sound, der mich daran erinnert, wie Phil früher gespielt hat.“

Trotzdem wird das Publikum Phil Collins zumindest bei einem Song hinter dem Drumkit vermissen. „Natürlich gibt es bei den Konzerten immer den Moment, an dem ,In The Air Tonight´ kommt und die Leute denken, dass ich vielleicht doch spiele“, räumte Collins ein. „Insgeheim hoffen sie, dass es der Abend wird, an dem ich es doch mache. Es wäre schön, wenn ich das könnte.“

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