Neue und alte Normalität in Steyr

Pompöse Eröffnung des Musikfestivals Steyr mit Jukebox-Musicalhits

Nik Raspotnik konnte u.a. als Falco mit „Rock Me Amadeus“ überzeugen.
Nik Raspotnik konnte u.a. als Falco mit „Rock Me Amadeus“ überzeugen. © City Foto

Normal ist, dass seit 1995 in Steyr im Schlossgraben von Schloss Lamberg das Musikfestival stattfindet. Eine „neue Normalität“ verkündet Intendant Karl-Michael Ebner am Mittwoch zur Eröffnung. Nach einem monatelangen Balanceakt fanden die Steyrer den Ausweg: eine Musicalrevue mit coronabedingt nur 400 Plätzen.

Die alte Normalität hätte das Musical „Saturday Night Fever“ vor 1000 Zuschauern vorgesehen. Aus seinem Heimatort Wolfern reiste auch LH Thomas Stelzer an: „Irrungen und Wirrungen sind leider nicht nur den Bühnen vorbehalten, die wahren Kapriolen spielt das echte Leben. Lebensfreude, Schwung und eine positive innere Einstellung bietet die Kultur.“

Als Rahmenhandlung sinnieren zunächst zwei desperate Musiker über ihren aktuellen Stillstand. Andreas Brencic stimmt am Klavier leise „Oh what a night“ an. Die Protagonisten stürmen aus der Jukebox. Es wird laut und vielstimmig mit: Sandra Bell, Daniela Dett, Markus Richter, Jürgen Kapaun und Nik Raspotnik. Von ihm stammt wohl auch die Idee, dass die Gäste wie in seinem Linzer „Theater in der Innenstadt“ an kleinen Vierer-Tischchen sitzen und per Handy Bestellungen aufgeben können.

Hits von Andrew Lloyd Webber bis Abba

Eine 10 x 12 m große Jukebox dominiert die Bühne (Georg Lindorfer), als Running Gag hacheln die fünf Darsteller, welche Nummer als nächstes gedrückt werden soll. Hits von Andrew Lloyd Webber bis Abba tönen aus der überdimensionalen Playback-Maschine. Typischer Broadway funktioniert auch ohne Choreografien und sogar im Dialekt „A bissel fürs Hirn und a bissel fürs Herz“ singt Kapaun.

Bell kämpft mit Tonlagen und -höhen. Die einfühlsamen Kollegen schneiden bei anderer Gelegenheit den final hohen Ton ab. Bejubelt wird Dett, in allen Stimmlagen souverän beim Elisabeth-Hit „Ich gehör nur mir“. „Dies ist die Stunde“ aus „Dr. Jekkyl und Mr. Hyde“ bringt Raspotniks vier Oktaven umfassendes Stimmvolumen zur Geltung. Seine Qualität, Stimmen bis ins Detail zu analysieren, zeigt er als Peter Alexander im „Weißen Rössl“ und bei der Draufgabe als Falco mit „Rock Me Amadeus“.

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Wer wusste, dass der Boyzone-Hit „No Matter What“ aus einem Musical von Andrew Lloyd Webber stammt? Auch Richters wohlklingendes Timbre kommt im Solo mit dem „Piano Man“ zur Geltung. Nach rund 90 Minuten applaudiert ein zufriedenes Publikum.

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