Neuer Blick auf Altbewährtes

„Die Totenwacht“ von Marie von Ebner-Eschenbach im Landestheater

Clara Luzia, einer der angesagtesten Pop-Acts Österreichs, hat die Musik für das Stück geschrieben und ist live zu hören.
Clara Luzia, einer der angesagtesten Pop-Acts Österreichs, hat die Musik für das Stück geschrieben und ist live zu hören. © Christoph Liebentritt

„Einen neuen Blick auf eine Schullektüreautorin“ wirft, so Dramaturg Franz Huber, die nächste Theaterproduktion im Linzer Schauspielhaus: Auf dem Spielplan steht ab Sonntag (20 Uhr) auf der Studiobühne die Uraufführung von „Die Totenwacht“ nach einer Erzählung von Marie von Ebner-Eschenbach aus 1894 in der Regie von Sara Ostertag. Ostertag kennt man in Linz auch als eine der Leiterinnen des Schäxpir-Festival.

Man habe mit der Auseinandersetzung mit dem Text und der berühmten Erzählerin aus dem 19. Jahrhundert andere Ecken abseits des Guten und Schönen bei Eschenbach entdeckt, erklärt Huber: „Ein starkes Augenmerk auf Frauenschicksale. Eschenbach hatte viel zu sagen über das gesellschaftliche und soziale Leben von Frauen ihrer Zeit.“ Eschenbach schlage einen ausgesprochen feministischen Ton für ihre Zeit an, stimmt auch Ostertag ein.

Eine Frau befreit sich aus der Rolle des Opfers

In „Totenwacht“ geht es um ein „altes Mädchen“, dreißig Jahre alt, unverheiratet, die allein am Totenbett ihrer Mutter eine Nacht lang Wache hält. Ein Mann kommt dazu, der ihr in der Vergangenheit viel angetan hat: Er hat sie als Kind unterdrückt, vergewaltigt, sie wird schwanger, muss den Verlust des Kindes hinnehmen. Nun glaubt der Mann, er könne all seine Schuld mit einem Heiratsantrag tilgen. Es entspinnt sich ein Gespräch, in dem die Frau von ihrer Vergangenheit erzählt, was sie früher nicht aussprechen konnte und sich im Zuge dessen von ihrer Opferrolle befreit. „Wir verhandeln diese Nacht und machen Exkurse in die Erinnerung“, erklärt Ostertag. Eine Geschichte, die auch im Heute spielen könnte. Die Regisseurin lässt in einer knappen Stunde Aufführungsdauer drei Frauen in die Rolle schlüpfen, die die Hauptfigur in verschiedenen Altersstufen verkörpern.

Musik, Bewegungen und Tanz sollen in die Gefühlswelt der Protagonistin versetzen. Erstere stammt von der Wiener Singer-Songwriterin Clara Luzia, die derzeit als einer der erfolgreichsten Pop-Acts Österreichs gilt. Sie hat eine Handvoll Songs für das Stück geschrieben und die Sounds zwischendurch gestaltet. Neben eigenen Texten arbeitete sie dabei mit Stellen aus dem Eschenbach-Werk und den Kindertotenliedern des Dichters Friedrich Rückert und hat zwei Purcell-Stücke adapiert. Clara Luzia wird live performen.

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