„Nicht Schauspieler fragen, wenn es um Gesundheit geht“

Schauspieler Dominik Maringer über den Jedermann, die Angst vorm Geigen und das Impfen

Am 6. Mai bei den Salzkammergut Festwoche: Dominik Maringer. Karten gibt es auf festwochen-gmunden.at
Am 6. Mai bei den Salzkammergut Festwoche: Dominik Maringer. Karten gibt es auf festwochen-gmunden.at © privat

Aufgewachsen ist Dominik Maringer im oberösterreichischen Ungenach, seit Jahren lebt der Schauspieler und Musiker in Berlin. Am 6. Mai ist er mit „Ein Sommernachtstraum“ zu Gast bei den Salzkammergut Festwochen.

VOLKSBLATT: Sie sind in Oberösterreich aufgewachsen. Ist das so ein bisschen ein Heimspiel für Sie im Salzkammergut?

DOMINIK MARINGER: Ich finde es immer spannend, in Oberösterreich aufzutreten. Da kommen natürlich Verwandte, die Familie … Ich bin schon lange in Deutschland, hab Theater gespielt in Graz. Aber Oberösterreich ist immer sehr besonders für mich.

Diesmal treten Sie mit dem Kammerorchester der Bruckneruni auf.

Das Projekt ist über Sabine Nova, die das Kammerorchester leitet, zustande gekommen. Mit der bin ich in dieselbe Klasse im Musikgymnasium Linz gegangen. Sabine und ihr Mann Rainer Nova haben CrossNova, ein Crossover Klassik-Ensemble. Mit denen mache ich seit Ewigkeiten Projekte. Vor Corona haben wir gemeinsam mit dem Streicherensemble an der Bruckneruni eine Weihnachtslesung gemacht.

Bei den Salzkammergut Festwochen geht es um den „Sommernachtstraum“ …

Sabine wollte den „Sommernachtstraum“ spielen und hat mich gefragt, wie man das mit Schauspiel verbinden könnte. Wegen Corona wussten wir nicht, wie das mit den Proben werden wird und haben uns dazu entschlossen, dass ich es alleine lese. Ich habe mich dann für eine Variante von Franzobel entschieden. Der macht das sehr geschickt, finde ich. Der Hauptkniff ist, dass Puck alles erzählt. Franzobel hat ja manchmal eine sehr deftige Sprache, sehr humorvoll. Ich finde, er trifft den Shakespeare recht gut.

Sie sind ein wahres Musik-Multitalent. Wie kam es dazu, dass Sie sich der Schauspielerei zugewendet haben?

Ich komme aus einer Musiker-Familie, meine Eltern haben Musik studiert, mein Vater war Musiklehrer am Gymnasium. Ich habe ewig lang Geige und Klavier gespielt und auch nebenher an der Bruckneruni, damals noch das Konservatorium, studiert. Ich wollte wirklich Geiger werden, war aber immer so wahnsinnig aufgeregt. Ich habe gezittert, die Noten vergessen bei jedem Vortragsabend am Konservatorium. Es war ein Graus. In der Oberstufe hat es dann eine Klassenkollegin gegeben, in die war ich so unsterblich verliebt. Die ist dann eines Tages in die Bühnenspielgruppe gegangen und im nächsten Jahr war ich auch dort. Es hat zwar nicht mit uns geklappt, aber ich habe auf der Bühne dann echt Spaß gehabt. Ich bin Schauspieler geworden, sie nicht.

Man sieht Sie sehr viel im Fernsehen – sowohl im deutschen, als auch im österreichischen. Eben erst mit Adele Neuhauser im ORF-Landkrimi „Steirerrausch“. Haben Sie bereut, nicht in einem Theater-Ensemble geblieben zu sein?

Es gibt natürlich so Superstars, die fest in einem Ensemble sind und parallel noch viel drehen. In Hannover, wo ich war, wäre das nicht gegangen. Aber ich habe es nie bereut. Ich finde das freie Arbeiten viel schöner, weil ich bei jedem Projekt die Chance habe, zu sagen, das mag ich machen oder das mag ich nicht machen.

Bei „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ haben Sie mit dem aktuellen Jedermann-Buhlschaft-Pärchen Lars Eidinger und Verena Altenberger. Würde Sie das reizen? Also, der Jedermann …

Naja, die Buhlschaft, wer weiß … Diversität und so (lacht). Das ist schon eine Institution in Österreich, der „Jedermann“. Das Stück finde ich tatsächlich verstaubt, aber ich glaube, das kann man schon sehr aktuell erzählen und sich daran reiben, dass es eben so ein alter Stoff ist. Ja, natürlich würde ich das machen!

Apropos „M“, da haben Sie ja den Innenminister gespielt. Eigentlich müssten Sie jetzt den Bundeskanzler geben. Wie haben Sie sich der Rolle des Politikers genähert?

Es hat schon ein paar Vorbilder gegeben, so den Dunstkreis rund um Sebastian Kurz zum Beispiel. Auch Macron, der eine ganz andere politische Agenda hat. Es ging mir um diese Art von Politikern, diese Macher, die Manager-Typen. Ich habe mir schon viele Reden angeschaut, wie Kurz redet, wie Strache … Absurderweise ist diese Serie ja jetzt von der Realität eingeholt worden. Plötzlich hat es Ausgangssperren gegeben, aus völlig anderem Grund. Parallel zum Casting damals habe ich in „Professor Bernhardi“ in Dresden die Rolle gespielt, die den Bernhardi stürzt, der den mit fiesen Methoden unterwandert, antisemitisch ist, aber nach außen so ein ganz toller Saubermann, der nur um die Sache kämpft. Das war lustig, dass das zeitlich so zusammengefallen ist.

Das sind schon die spannenderen Rollen als der liebe nette Sympathische von nebenan, oder?

Ja, absolut. Ich fand es auch beim „Steirerrausch“ spannender, dass der was zu verbergen hat, kantiger ist. Ich habe auch im Theater den Mercutio gespielt, und das viel lieber als den Romeo.

Wie ist es Ihnen in den Pandemie-Jahren ergangen?

Ich hatte das Glück, im Vergleich zu anderen Künstlern, dass ich drehen konnte. Ich habe immer wieder hier in Berlin Lagerkoller gekriegt und bin tatsächlich viel nach Oberösterreich, nach Ungenach gefahren. Dort habe ich auch vergangenes Jahr eine Fotoserie gemacht, habe mein Heimatdorf porträtiert. Im Oktober wurde das in Berlin ausgestellt.

Beim Drehen wird stark auf die Sicherheit aller Beteiligten geachtet. Sie sind auch bei der Aktion „Impfen schützt“ dabei. Wir wissen aber alle, dass es auch Kollegen von Ihnen gibt, die da ganz anderer Meinung sind. Ich würde gerne wissen, wie es ist, wenn bei Dreharbeiten Leute auftauchen, die sagen, ich sehe das alles anders … Dreht man mit solchen Menschen noch?

Naja, man muss. Ich hatte das jetzt in Hamburg bei Dreharbeiten, dass eine Kollegin gesagt hat, sie sei nicht geimpft. Wir werden, auch wenn wir geimpft sind, wahnsinnig viel getestet. Es gibt viele wahnsinnige Sicherheitsvorkehrungen. Ich hatte jetzt keine Angst, mit ihr zu drehen. Ich wusste, sie kann es jetzt an diesem Tag nicht haben, oder höchstwahrscheinlich nicht. Aber ich habe das auch im Verwandten- und Bekanntenkreis, das geht in persönliche Beziehungen hinein. Ich versuche es so zu handhaben, dass ich trotzdem die Beziehungen aufrechterhalte. Ich finde es total affig, gefährlich und blöd, dass man so gegen die Wissenschaft arbeiten will und ich habe auch bewusst bei dieser Aktion mitgemacht.

Sie stellen sich mit der Aktion auch an die vordere Front …

Man muss auch differenzieren. Es gibt Menschen, die haben Angst. Es gibt aber auch Menschen, leider auch Kolleginnen und Kollegen, die da so eine doofe Aktion machen, #allesaufdentisch, #allesdichtmachen. Da denke ich mir, wie kommen die dazu, so einen Blödsinn rauszulassen. Das finde ich ganz beschämend. Ganz klar, man sollte nicht Schauspielerinnen und Schauspieler fragen, wenn es um Gesundheit und Krankheit geht. Und die benutzen dann eine Öffentlichkeit, die sie haben. Das finde ich ganz schrecklich. Da habe ich mich immer ganz klar positioniert.

Was steht bei Ihnen in naher Zukunft an?

Bei der Serie „Der Kommissar und der See“ bin ich jetzt im Hauptcast dabei und mit höchster Wahrscheinlichkeit wird das nächstes Jahr weitergehen. Ich hoffe, dass das nächstes Jahr weitergeht. Ich mache auch ein neues Foto-Projekt und es ist jetzt die Zeit, wo die Drehanfragen reinkommen.

Mit DOMINIK MARINGER sprach Mariella Moshammer

Das könnte Sie auch interessieren