„Normen ändern sich andauernd“

Hubert von Goisern
Hubert von Goisern © Stefan Wascher

1 Jahr Corona, das VOLKSBLATT schickte einen Fragenkatalog an namhafte Kunst- und Kulturmenschen.

Hubert von Goisern hat im Lockdown nicht nur ein neues Album, sondern auch sein literarisches Debüt, den Roman „flüchtig“, vorgelegt.

VOLKSBLATT: Junge Menschen, die älteren Nachbarn das Essen bringen: Was ist geblieben von den anfänglichen Hoffnungen, dass die Pandemie auch etwas verändern könnte, dass sich alte, schlechte Gewohnheiten wie Dauerstress, Gehässigkeit oder der schlechte Umgang mit der Umwelt in Richtung freundlichere Gesellschaft bewegen?

HUBERT VON GOISERN: Wie heißt es doch so treffend und schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. :)))

Hat Corona Sie verändert? Wenn ja, zum Besseren?

Die seit einem Jahr herrschende globale Ausnahmesituation verlangt jedem von uns eine Anpassung bzw. eine Veränderung des Verhaltens ab. Wenn sich die Welt verändert, können wir uns da nicht herausnehmen. D. h. nicht unbedingt, dass wir ein/e andere/r werden müssen, sondern, dass andere in uns schlummernde Tugenden und Fähigkeiten gefragt sind.

Womöglich war die „Normalität“ vor Corona ein gewichtiger Auslöser FÜR Corona. Was wäre zu ändern an der Normalität?

Normen ändern sich dauernd seit Anbeginn der Welt, seit dem Urknall. Auch die Globalisierung gibt es schon lange. Fortschritt hat schon immer Ängste und Unmut ausgelöst und doch will so gut wie keiner darauf verzichten. Jedenfalls nicht auf die meisten Errungenschaften, z. B. jene in der Medizin oder der Mobilität. Die paar Freaks, die behaupten, sie würden lieber barfuß und in Felle gehüllt durch die Wälder streifen, sind jedenfalls nicht mehrheitsfähig.

Hat Corona den Begriff Kunst für Sie verändert? Heißt Kunst nach Corona etwas anderes als vorher?

Das müssen Sie mich fragen, wenn Corona vorbei ist. Die Frage muss lauten: Welche Bedeutung hat Kunst IN Zeiten von Corona? Kunst war schon immer ein Heilmittel. Künstler/innen sind Schamanen, Zauberer, Exorzisten, Heiler … und es ist nicht unbedingt die süße Medizin, welche am besten wirkt, es braucht auch das herbe.

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