Nur geschmacklos

Das Coronavirus hat gezeigt, wie rasch der Geruchs- und Geschmackssinn verloren gehen kann und wie lange es mitunter dauert bis die beiden Sinne zurückkehren. Wer nicht mehr riechen und schmecken kann, verliert extrem an Lebensqualität. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose bei einer derartigen Störung wichtig.

Liegt der Gesichtsausdruck, am Biss in die saure Zitrone, dann ist mit dem Geschmackssinn noch alles in Ordnung. © Peter Atkins - stock.adobe.com

Dass das Essen gut geschmeckt hat, ist entscheidend für die Lebensqualität. Wenn aber Geruchs- und Geschmackssinn ausfallen, wie dies derzeit bei vielen Covid-19-Patienten der Fall ist, merkt man erst welche wichtige Bedeutung diese Sinne haben.

„Die Ursachen für eine Störung sind vielfältig. Doch meist ist sie nur vorübergehend und therapierbar“, weiß Georg Langmayr, HNO-Fachgruppenvertreter der oö. Ärztekammer: „Unsere Nase kann mehrere tausend Düfte wahrnehmen.

Die Zunge hingegen unterscheidet nur fünf Geschmacksrichtungen – salzig, süß, sauer, bitter und umami. Um Aromen wahrzunehmen, ist ein Luftstrom zu den Riechzellen der Nase, von denen der Mensch rund 30 Millionen besitzt, erforderlich.“

Gefahr der Mangel- und Fehlernährung

In vielen Fällen nehmen Betroffene eine Störung des Geruchssinns nicht sofort wahr, ebenso wie die Auswirkungen auf den Geschmackssinn. Die Folge: Es kann zur Mangel- und Fehlernährung kommen, da zum Beispiel der Appetit nachlässt oder Speisen überwürzt werden.

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Bei Verlust des Geruchssinns besteht die Gefahr, verdorbene Lebensmittel zu verzehren, was schlimmstenfalls eine Lebensmittelvergiftung nach sich ziehen kann. Gefährlich ist es auch, wenn Brandgeruch nicht mehr wahrgenommen wird.

„Nichts mehr riechen oder schmecken zu können, zieht weite Kreise im Leben von Betroffenen. Sie reduzieren häufig ihr Sozial- leben, da viele Unternehmungen mit Essen verbunden sind. Hinzu kommt die Angst vor Körpergeruch, weshalb Parfums und Deos teilweise überdosiert werden. Gleichzeitig fehlen durch die Störung wichtige, unbewusst wahrgenommene Informationen in der nonverbalen Kommunikation“, weist Langmayr auf die Folgen hin.

Wenn das Essen plötzlich langweilig schmeckt

Im Herbst und Winter sind vor allem Erkältungen und die Grippe dafür verantwortlich, dass die eingeatmete Luft auf ihrem Weg zur Riechschleimhaut behindert wird. Auch infolge von Schädelverletzungen, zum Beispiel durch einen Sturz oder Schlag auf den Kopf, sind Störungen möglich.

Zudem können Nasenpolypen und andere Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, ein veränderter Hormonhaushalt (z. B. durch eine Schwangerschaft), ein Schlaganfall oder Nebenwirkungen von Medikamenten den Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigen, ebenso wie Rauchen und Alkoholkonsum. Weniger bekannt ist, dass sich die Riechleistung mit zunehmendem Alter vermindert, da die Fähigkeit der Riechzellen, sich zu erneuern, verloren geht.

Auch wenn die Forschung noch am Anfang steht, so zeigen Studien, dass etwa zwei Drittel der an Covid-19-Erkrankten ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren. Dabei scheint vor allem die Wahrnehmung für bittere oder süße Geschmacksrichtungen gestört zu sein. Die Aussicht, dass sich die Störung wieder gibt, ist gut, wobei sich der Geschmackssinn schneller zu regenerieren scheint als der Geruchssinn, bei dem die Erneuerung der Sinneszellen mehrere Monate dauert.

„Sind Riechen und Schmecken nur eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich, sollte ein HNO-Facharzt zur Abklärung aufgesucht werden“, empfiehlt Langmayr. Je nach Ursache kann eine Operation z. B. bei Polypen oder einer verkrümmten Nasenscheidewand Abhilfe schaffen. Auch das Training mit Riechstiften (Sniffin’ Sticks) kann die Sinneswahrnehmung verbessern.

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