Oberösterreich bekommt seine eigene Expo

Kulturbudget des Landes Oberösterreich um fünf Prozent auf 207 Millionen Euro erhöht

KulturdirektorinMargot Nazzal und Landeshauptmann Thomas Stelzerpräsentierten das Kulturjahr 2022
Kulturdirektorin Margot Nazzal und Landeshauptmann Thomas Stelzerpräsentierten das Kulturjahr 2022 © Harald Dostal

Schon länger wurde darüber nachgedacht, die OÖ. Landesausstellung durch ein zeitgemäßeres Format zu ersetzen, nun sind es gleich zwei geworden: einerseits die regional verortete sogenannte communale Oberösterreich, andererseits die überregionale OÖ KulturEXPO, beides künftig organisiert von der Landeskulturdirektion.

Dabei will man sich zeitlich nicht mehr festlegen: „Gerade die Corona-Zeit hat gezeigt, wie schnell etwas über die Gesellschaft hereinbrechen kann und darauf wollen wir flexibel reagieren können, es gibt keinen fixen Rhythmus“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Präsentation des Kulturjahres Oberösterreich 2022. Bereits am Montag soll die Neuaufstellung in der Landesregierung beschlossen werden.

14,3 Millionen Euro freie Fördermittel

Für all das braucht es natürlich auch das nötige Geld: Der Voranschlag für das oö. Kulturbudget sieht 207 Millionen Euro vor, was einer Steigerung von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

„Mit dem Kulturbudget 2022 setzen wir ein mehr als deutliches Signal, das, was wir uns vornehmen, auch umzusetzen, nämlich Ermöglicher einer breiten Kultur zu sein“, so Stelzer. Für den Bereich freie Fördermittel sind 14,3 Millionen Euro vorgesehen, davon 5,5 Millionen für zeitgenössisches Kunstschaffen. Schwerpunkte im Förderbereich sind u.a. Volkskultur, Zeitkultur, Darstellende Kunst, Literatur-Förderung, Filmproduktionen, Werkankäufe sowie Bildende Kunst.

Corona-Unterstützungsmaßnahmen wie der Neustart-Bonus oder das Investiv-Paket für Vereine und Institutionen laufen weiter. „Mit all diesen Maßnahmen ist es uns gut gelungen, die Kultur durch die Pandemie zu bringen. Das werden wir fortführen,“ so Kulturdirektorin Margit Nazzal.

Die Landesausstellung hat ausgedient

Im Zentrum der communale Oberösterreich sollen künstlerische Projekte an der Schnittstelle zwischen Kultur und Gesellschaft stehen. Inhaltlich soll der Fokus auf dem jeweiligen Austragungsort liegen. Es können „Themen der Gegenwart und der Landesgeschichte bespielt werden“, nannte Nazzal Beispiele. Auch einzelne Personen können vor den Vorhang geholt werden.

In den nächsten Jahren sind jene Orte dran, die bereits für künftige, aber nun nicht mehr stattfindende Landesausstellungen vorgesehen waren: „Aus Gründen der Fairness“, wie Stelzer sagt. Gestartet wird bereits in diesem Sommer unter dem Titel „Utopie — Leben/Raum“ in Eferding, das 800-jähriges Stadtjubiläum feiert. 2023 ist dann Peuerbach dran, wo man sich dem Kosmos widmet. Geplant ist auch ein Ersatz für die für 2027 fixierte Landesausstellung Attersee/Mondsee/Seewalchen mit dem Thema „Pfahlbauten“.

Themen für KulturEXPOs sollen nationale und internationale Relevanz haben. Die erste findet jedenfalls 2024 statt und ist dem Jubilar Anton Bruckner (200. Geburtstag) gewidmet. Eigene Projekte der Landeskultur, Projekte mit Partnern und solche, die aus einem Open Call (bruckner2024@ooe.gv.at), der bereits läuft, hervorgehen, sollen laut Nazzal auf einer Plattform zusammenfinden.

Linzer Theater und Museen spielen dabei ebenso eine Rolle wie St. Florian oder Ansfelden, wo Bruckner gelebt und gewirkt hat. „Für die neuen Formate werden dieselben Mittel wie für die Landesausstellungen zur Verfügung stehen“, so Stelzer. Konkurrenz zu Veranstaltungen wie dem Festival der Regionen sieht er dabei nicht: „Das Spannende liegt in der Vielfalt“, so Stelzer. Er gehe davon aus, dass für alle Platz sei. Wichtig sei hier eine entsprechende Abstimmung.

Von Widerstand bis Stelzhamer

Ausgeweitet wird der OÖ. Kultursommer, unter dessen Dach künftig auch Veranstaltungen abseits des Sommers Platz finden sollen. „Ein erfreuliches Zeichen, dass in den letzten Jahren immer mehr Festivals unter diesen Schirm wollten“, so Nazzal. Die vom Landeskulturbeirat angeregte Bespielung von regionalen Leerständen startet in Vorchdorf unter dem Titel „Spuren der Zukunft“. Umgesetzt wird heuer auch ein Langzeitprojekt: das Denkmal für Widerstandskämpferinnen „5 vor 12. Unerhörter Widerstand“ von Sabrina Kern und Mariel Rodriguez auf dem Linzer OK-Platz. Dazu wird demnächst eine Publikation vorgestellt. Stattfinden soll heuer wieder das Fest der Volkskultur von 23. bis 25. September in Molln.

1952 beschloss der OÖ. Landtag, die 1., 2. und letzte Strophe von Franz Stelzhamers „´s Hoamátgsang“ zur oberösterreichischen Landeshymne zu machen. Zum 70. Jubiläum organisiert die Landeskulturdirektion dazu Veranstaltungen und Projekte, die auch kritische Aspekte nicht außer acht lassen sollen.

Was die Institutionen des Landes anbelangt, so wird das Landesarchiv 2022 unter Findbuch.net eine neue datenbankbasierte Onlinesuche in Betrieb nehmen und den Aufbau des „Digitalen Gedächtnis Oberösterreich“ fortsetzen, in der Landesbibliothek wird die Digitalisierung und die Öffnung für alle Publikumsschichten weiter betrieben. Im Linzer Stifterhaus sind für 2022 Ausstellungen zu Hans Eichhorn und Adalbert Stifter geplant.

Spannend die ebenfalls vom Landeskulturbeirat angeregte Öffnung der Landesmusikschulen hin zu regionalen Kulturhäusern, für die bereits 16 Pilotprojekte laufen. Dabei geht es darum, künftig weitere Sparten wie Theater oder bildnerische Kunst je nach regionalen Möglichkeiten und Kompetenzen der Lehrer anzubieten.

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