ÖBB feuern jungen Austro-Türken nach islamistischer Drohbotschaft

Ex-Politiker Dönmez plädiert nach Entschuldigung aber für Milde

Islamischer Antisemitismus: Der Judenhasser und Gründer der Milli-Görüs-Bewegung Necmettin Erbakan wird in türkisch-fundamentalistischen Kreisen als „Vordenker“ verehrt. © AFP/Zaourar

Die ÖBB reagierten prompt: Jener Wiener Bundesbahner, von dessen Facebook-Account eine kaum verhüllte Morddrohung an den Islamisten-Kritiker Efgani Dönmez abgegangen war, wurde fristlos gekündigt.

Das muss aber nicht die letzte Weichenstellung gewesen sein: Denn der junge Mann mit türkischen Wurzeln darf nach einer Fürbitte des früheren ÖVP-Abgeordneten auf eine Rücknahme der „Fristlosen“ hoffen.

„Wer bist du, dass du Erbakan diffamierst …“

Die Vorgeschichte: Am Mittwoch voriger Woche hatte Dönmez, wie berichtet, via Facebook diese Nachricht erhalten: „Wer bist du, dass du den ehrwürdig verstorbenen Erbakan diffamierst.“ Necmettin Erbakan ist der 2011 verstorbene Gründer der türkisch-islamistischen Milli-Görüs-Bewegung, den auch Islam-Fundis in Österreich verehren, was Dönmez seit Jahren kritisiert. Manche türkische Vereine setzen — zum Ärger säkularer Muslime — schon Kinder dem Erbakan-Kult aus.

Die Folgen sind im Droh-Mail an Dönmez zu lesen: „Ich gebe dir einen Denkzettel, lies das gut durch, vielleicht kommst du dann zur Vernunft.“ Was folgte, war eine Anekdote, in der Sultan Yavuz Selim einem Vogel den Kopf abreißt. Dönmez verstand das als Morddrohung und schaltete den Verfassungsschutz ein. Die ÖBB zogen als Dienstgeber umgehend die Notbremse.

Entschuldigung für Drohbotschaft der Gattin

Jetzt wurde dem ÖBBler der Ernst der Lage klar. Er entschuldigte sich bei Dönmez, machte aber seine aus dem Umfeld von Milli Görüs stammende Ehefrau für das Drohmail verantwortlich. Dönmez nahm die Entschuldigung an und setzt sich sogar bei den ÖBB für eine Rücknahme der Kündigung ein. Mit einer Vernichtung der Existenz des jungen Mannes sei niemandem geholfen, so der Ex-Politiker zum VOLKSBLATT. „Das würde wahrscheinlich erst recht Radikalisierungstendenzen Vorschub leisten.“

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Eine Entscheidung der ÖBB über die Kündigung stand am Donnerstag noch aus.

Milli-Görüs-Ideologie auch in jungen Köpfen

Der Fall zeigt, wie gefährlich Erbakans Ideologie auf junge Menschen wirkt. „Wir wissen seit unserer Moschee-Studie 2017, dass die Grundpfeiler dieser Ideologie in Milli-Görüs-Moschen auch so gepredigt werden“, so der Wiener Islamismus-Experte Heiko Heinisch zum VOLKSBLATT. In Erbakans Schriften gehe „es um den Kampf der gerechten islamischen Ordnung gegen die nichtige, westlichen Ordnung. Das führt zu einer Spaltung der Gesellschaft“, warnt Heinisch, der auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der neugeschaffenen Doku-Stelle Politischer Islam ist. Obwohl Milli Görüs dem legalistischen Islam zuzurechnen sei, „beinhaltet diese Ideologie auch die Grundlage für Gewalttätigkeit“.

Da mindestens eine Kultusgemeinde der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Erbakan verehrt, ersuchte das VOLKSBLATT um eine Stellungnahme. Diese blieb jedoch aus …

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