Öffnung im Handel: Optimismus, Ungewissheit, Zweifel

In Salzburg haben sich am Dienstag vor allem die Baumärkte über starken Andrang gefreut. In vielen kleineren Geschäften war die Stimmung trotz teilweise reger Kundenfrequenz allerdings schaumgebremst, wie APA-Lokalaugenscheine in der Landeshauptstadt und im Gasteinertal zeigten.

Und wer seine Umsätze bisher vor allem mit Touristen machte, hat trotz Ende der Sperre schwer zu kämpfen.

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BUCHHANDLUNG

Die Rupertusbuchhandlung in der rechten Altstadt dürfen seit heute nur noch maximal 10 Kunden betreten, Warteschlangen bildeten sich zunächst nicht.

„Wir gehen auch nicht davon aus, dass es jetzt zu einer Art Flash-Mob bei uns kommen wird“, meinte Geschäftsführer Klaus Seufer-Wasserthal. „Die allgemeinen Beschränkungen halten möglicherweise doch viele davon ab, vorbei zu kommen.“

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Die vergangenen Wochen habe man mit einem verkleinerten Team und Online-Bestellungen über die Runden gebracht.

„Die Medien haben mehr Buchbesprechungen als sonst gebracht, mit Verweisen auf die Zustellung durch den lokalen Buchhändler. Das war eine große Hilfe.“ Besonders vor Ostern sei auch der Bedarf an telefonischer Beratung für Kinderbücher hoch gewesen.

„Aber wir haben trotzdem nur ein Drittel des sonstigen Umsatzes gemacht“, so Seufer-Wasserthal. Eine Kundin erklärte heute, dass sie zwar selbst von dem Angebot des Online-Bestellens Gebrauch gemacht hatte. „Den persönlichen Kontakt mit den Verkäufern ersetzt das aber nicht.“

MUSIKLADEN

Auch der Musikladen in der Linzergasse startete am Dienstag mit zurückgeschraubten Erwartungen in den Geschäftsalltag.

„Das wird noch dauern, bis sich das normalisiert“, sagte Geschäftsführer Nicolaus Lachmayer. Er habe den Eindruck, dass sich die Menschen derzeit gut überlegen, was sie kaufen.

„Die Unsicherheit wegen der wirtschaftlichen Situation, also mit Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, ist gerade sehr hoch.“ Für eine erste Bilanz sei es wenige Stunden nach Ende der Sperre aber noch zu früh.

Als ein Kunde im Laden spontan einwirft, dass Schallplatten bekanntlich zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählen, macht sich Optimismus breit: „Vielleicht wird es im Sommer besser. Wenn die Leute nicht auf Urlaub fahren, sondern sich dafür etwas für daheim gönnen“, so Lachmayer.

Ein Kunde, der zuletzt zweieinhalb Jahre lang überlegt habe, sich eine hochwertige Hi-Fi-Anlage für zu Hause anzuschaffen, habe sich jüngst zum Kauf entschieden. „Da liegt Potenzial. Leute, die nun Lust und Zeit zum Musikhören haben, aber noch das nötige Equipment brauchen“, sagte Lachmayer.

FAHRRADGESCHÄFT

Bei Stadtrad in der Franz-Josef-Straße war zuletzt nicht nur der Laden, sondern auch die Werkstatt geschlossen. Um die Vorfreude auf die Wiederöffnung zu erhöhen, versprachen Plakate in den Auslagen seit Mitte März 20 Prozent Rabatt auf alle Artikel im Geschäft bei Ende der Sperre.

Vielleicht hatte sich am Dienstag deshalb schon beim Aufsperren ein kleines Grüppchen vor der Eingangstür gebildet. Ein Mann war gekommen, um sich ein Brompton-Faltrad zu kaufen, ein anderer benötigte einen Schlauch für ein Kinderfahrrad.

„Wir wissen noch nicht, wie sich das entwickeln wird“, sagte Co-Inhaberin Annemarie Rettenbacher. „Der Werkstattbetrieb läuft sicher wie gewohnt weiter. Der Terminkalender für Reparaturen ist für diese Woche voll. Aber wir glauben, dass die Maskenpflicht die Leute davon abhält, sich länger im Laden umzuschauen.“

Während nun notwendige Besorgungen für und um das Radfahren gemacht werden, werde das Interesse demnächst wohl wieder abflauen.

DELIKATESSEN

Der Delikatessenshop Azwanger in der Getreidegasse, zugleich Adresse für gute Weine und Spirituosen, setzt zum Start auf eingeschränkte Öffnungszeiten.

„Wir haben von 11.00 bis 15.00 Uhr offen“, erklärte Geschäftsführerin Andrea Glück-Kopp. Daneben bietet man „Private Shopping“ an. Kunden können per Telefon einen Termin vereinbaren, zu dem sie den Laden alleine für sich haben.

Wie sich das Geschäft mittelfristig entwickle, sei schwer abzuschätzen, so Glück-Kopp. „Das ist ein Blick in die Kristallkugel“ – und wohl abhängig von einer zweiten Infektionswelle mit neuerlichen Einschränkungen.

TRACHTENMODE

Auch der Trachtenstadl in der Getreidegasse öffnet zunächst nur mit Einschränkungen: „Wir haben heute offen, werden aber die nächsten beiden Wochen wohl nur Freitag und Samstag aufsperren“, betonte Inhaber Bernhard Steiner.

„Das Aufsperren zahlt sich eigentlich nicht aus. In den kommenden 14 Tagen ist mit keinen oder nur geringen Umsätzen zu rechnen.“ Das Geschäft mit Trachtenmode sei beratungsintensiv, ohne Beratung lasse sich die Ware nicht verkaufen. „Dirndl-Kleider müssen ja auch angepasst“ werden.

In der Getreidegasse machen viele Geschäfte 80 Prozent ihrer Umsätze mit Touristen, dazu komme der Ausfall der Oster- und Pfingstfestspiele und die noch unklare Zukunft der Sommerfestspiele.

„Wenn ich realistisch bin, gibt es erst mit Jahresende wieder mehr Touristen.“ 20 Prozent seiner Kunden stammen aus den USA, „die können aber jetzt nicht nach Salzburg.“ Er würde sich mehr Unterstützung von der Regierung wünschen.

„Koste es was es wolle, so hat es geheißen. Aber so ist es nicht. Der Kostenersatz ist nur Tropfen auf den heißen Stein“, so Steiner. Seine Miete müsse er weiter zahlen – Verständnis, dass derzeit kein Geld in die Kassen kommen, hätten seine Vermieter nicht.

SOUVENIERSHOPS & SPORTARTIKEL

Szenenwechsel in den Pongau: In der Gemeinde Bad Hofgastein, die knapp vier Wochen unter Quarantäne gestellt war, hatten am Dienstagvormittag noch nicht alle kleineren Geschäfte geöffnet.

Einige Mode- und Souvenirshops waren noch geschlossen. Die Inhaber von Sportgeschäften versuchten Neugierige anzulocken und machten mit Verkaufsständern vor den Eingängen auf Sonderangebote aufmerksam. Die Kundenfrequenz war allerdings noch sehr überschaubar.

HARTLAUER

Anders bei Hartlauer im Ortszentrum. Um 10.30 Uhr bildete sich eine Warteschlange vor dem Geschäft, während sich im Shop ca. drei Kunden aufhielten.

Verließ einer den Raum, trat der nächste ein. Alles lief sehr diszipliniert und ohne mündliche Anweisung des Personals ab. Die Kunden wussten bereits, wie man sich verhalten soll, sie hatten die Schutzmasken auch selbst mitgenommen.

Hinweistafeln machten auf die Corona-Maßnahmen aufmerksam, im Geschäftsinneren war ein Desinfektionsmittel bereitgestellt. Die Kunden kauften neue Handys, Internetprodukte und auch die Optik war gefragt. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir heute aufsperren konnten“, schilderte der Geschäftsleiter im APA-Gespräch.

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