OÖ als Recycling-Modellregion

Kunststoff: Bis 2030 soll Inhalt des Gelben Sacks zu 100 Prozent kreislauffähig sein

Aus Altplastik wird Granulat für Neues: OÖ soll in den nächsten acht Jahren zur Modellregion für Kunststoff-Kreislaufwirtschaft werden.
Aus Altplastik wird Granulat für Neues: OÖ soll in den nächsten acht Jahren zur Modellregion für Kunststoff-Kreislaufwirtschaft werden. © Meaw_stocker - stock.adobe.com

Oberösterreich am Weg zur nachhaltigen KunststoffModellregion: Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner präsentierte am Dienstag im Open Lab der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz mit JKU-Professor Reinhold Lang und Kunststoffcluster (KC)-Sprecher Manfred Hackl den Fahrplan für eines der ehrgeizigsten Ziele der nächsten Jahre.

Die Vision: Bis 2030 soll der Inhalt des Gelben Sacks zu 100 Prozent recyclebar sein. Ein ambitioniertes Vorhaben, dessen Weg von rund 80 Experten aus Forschung und Wirtschaft in einen konkreten Fahrplan namens „Technology Roadmap Sustainable Plastic Solutions“ gegossen wurde.

Dabei sollen alle Prozessstufen analysiert werden: Von der Granulaterzeugung über Produktentwicklung- und design, Extrudieren und Spritzgießen bis zum Sammeln und Recyceln, um Wege zu finden, die Recyclingquote auf 100 Prozent zu heben.

EU gibt 55 Prozent vor

Das EU-Ziel bis 2030 liegt bei 55 Prozent für Kunststoff-Verpackungsabfälle. In Oberösterreich mit seiner geballten Kunststoffkompetenz seien 100 Prozent machbar, so Achleitner. Die Voraussetzungen dazu sind hierzulande ideal, wie Lang, JKU-Vorstand des Institutes für Polymeric Materials and Testing, bestätigt. „Oberösterreich zählt zu den zwei bis drei stärksten Kunststoffregionen in Europa – die Industrie hier beschäftigt rund achtmal soviel Mitarbeiter wie im europäischen Schnitt.“ 220 Unternehmen mit 38.000 Mitarbeitern erwirtschafteten im Vorjahr einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro.

„Die Breite und die Tiefe der oö. Kunststoffbranche ist die Basis, um unser Ziel zu erreichen“, so Achleitner. Am Ende soll eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft stehen, die zu einem weltweiten Exportmodell werden könnte. Achleitner: „Oberösterreich bildet mit seinen innovativen Unternehmen und Forschungszentren die geballte Kunststoffkompetenz ab. Wo, wenn nicht hier können wir den Beweis für nachhaltige Lösungen anbieten.“ Die Roadmap umfasst drei Themenfelder: Desgin4Circularity – das Ausrichten eines Produktes auf seine Kreislauffähigkeit. Weiters Sammlung, Sortierung und Recycling sowie Materialien, Technologien, Forschung & Entwicklung. Fünf Projekte laufen bereits – darunter eines, mit dem Schaumstoffabfälle wiederverwertbar gemacht werden sollen. Einer der Partner ist u.a. die Greiner-Tochter Eurofoam.

Cluster forschen mit

In den Clustern von Business Upper Austria laufen 15 weitere Projekte mit Lösungen für die Kreislaufwirtschaft – vom Recycling von Dämmungen und Polystrolverpackungen bis zur Digitalisierung und Abfallwirtschaft. An der JKU läuft das Projekt CircPlast-mr, das ein Forschungsbudget von sechs Millionen Euro hat, wovon vier Millionen vom Klimaministerium stammen.

Am Kunststoff führt auch künftig kein Weg vorbei

Dass am Kunststoff auch künftig kein Weg vorbeiführt, erläuterte KC-Beiratssprecher Hackl (zugleich CEO der Erema Group) anhand eines Beispiels. So ist zur Herstellung einer Glasflasche rund 100-mal so viel Energie nötig wie zur Produktion einer PET-Flasche.

Diese sei zudem dank „enormer Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren“ mittlerweile zu 100 Prozent recyclebar. Für Achleitner wiederum ist klar: „Wenn dieses Vorhaben gelingt, wird das zum Gamechanger.“

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