Patricia Aulitzky schlüpft im ORF-„Landkrimi“ erstmals in die Ermittlerrolle

Als toughe Ermittlerin Lisa Kuen im Polizeieinsatz: Patricia Aulitzky
Als toughe Ermittlerin Lisa Kuen im Polizeieinsatz: Patricia Aulitzky © ORF/KGP Kranzelbinder Gabriele Produktion/Heinz Laab

Mit dem Falco-Film hat sie 2008 ihren Durchbruch gefeiert, als Hebamme „Lena Lorenz“ ist sie einem breiten Publikum bekannt geworden. Jetzt übernimmt sie im ORF-„Landkrimi — Das Mädchen aus dem Bergsee“ (8. Dezember, 20.15 Uhr, ORF 1) ihre erste Ermittlerrolle.

Die gebürtige Salzburgerin Patricia Aulitzky (41) über Erfolge, tolle Kollegen und Corona.

VOLKSBLATT: Sie haben einen kleinen Sohn und leben in Berlin und Wien. Wie lässt sich das mit Ihrem Beruf vereinbaren?

PATRICIA AULITZKY: Durch viel, viel Organisation.

Wie erleben Sie die Corona-Zeit?

Gemischt. Teilweise finde ich es ganz gut, eine ruhige Familienzeit zu haben, nicht so viel zu reisen. Man muss sehr flexibel sein, kann nicht alles planen bis zum Nimmerleinstag, sondern muss einfach schauen: OK, was ist morgen. Das finde ich ganz angenehm, weil es einen ein bissl ins Jetzt holt. Andererseits vermisse ich meine Freunde sehr, den Austausch, Umarmungen, die Nähe. Tatsächlich macht mir das jetzt, beim zweiten Lockdown, mehr zu schaffen. Und dann natürlich die Unsicherheit im Job, die wir Schauspieler sowieso immer haben, die jetzt noch viel größer ist.

Sie sind sehr gefragt: Der „Landkrimi“, in dem sich alles um Ihre Figur dreht, mit Simon Schwarz haben Sie „Das Glück ist ein Vogerl“ gedreht, in „Blind ermittelt“ sind Sie als Schwester von Philipp Hochmair eine fixe Figur …

Ich habe sehr viel Glück, dass ich auch in der Corona-Zeit Rollen bekommen habe. Ich habe mir für die Zeit nach „Lena Lorenz“ Vielfalt gewünscht und das ist Gottseidank eingetreten. Ich kann mit tollen Leuten arbeiten. Ich hoffe, dass das noch lange so weitergeht.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der Ermittlerin Lisa Kuen im „Landkrimi“ vorbereitet? Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben?

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Die Lisa ist eine sehr verschlossene, toughe Frau, was vor allem aus ihrer Familiengeschichte kommt, mit der sie sich ja innerhalb des Filmes auch immer mehr beschäftigen muss. Sie hat gelernt, sich zu schützen, sehr aufmerksam zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen. Das heißt nicht, dass sie Nähe, Liebe oder Wärme nicht möchte, sie tut sich nur extrem schwer, das zu zeigen und zuzulassen. Das sind gleichzeitig Attribute, die sie extrem gut machen in ihrem Job. Sie geht als Ermittlerin auch viel intuitiv und instinktiv an. Wir haben sie angelegt wie eine Katze, die alles angreift und so herumstreift und alles auch dadurch ein bisschen erschnüffelt.

Sind Sie selbst so sportlich wie im Film?

Lisa ist Bergläuferin und ich habe mich unter anderem auch vorbereitet, indem ich viel Laufen war. Das war für mich eine willkommene Gelegenheit, nach der Geburt wieder fit zu werden.

Aus dem Mordfall wird letztlich ein beinhartes Familiendrama. Hat Sie die Thematik Gewalt und Missbrauch in der Familie besonders betroffen gemacht?

Ich habe natürlich viel darüber gelesen, mich informiert und mit betroffenen Menschen gesprochen. Ich finde es sehr mutig, dass sich die Eva Testor mit dem Buch dem Thema gewidmet hat. Das ist sehr wichtig, weil es doch noch ein großes Tabuthema ist. Die Folgen sind natürlich Wahnsinn. Ich hoffe, dass dieser Film vielleicht einen Teil dazu beitragen kann, dass ein bisschen mehr Augenmerk auf dieses Thema gelegt wird.

Sie haben schon in einigen Krimis mitgespielt, das ist Ihre erste Ermittlerrolle. Was könnte Sie an einer Serienkommissarin reizen?

Es kommt immer auf die Figur an. Was ich bei Lisa so toll finde – und es würde mich total freuen, wenn wir da weitermachen würden – ist, dass sie nicht nur eine Funktion hat als ermittelnde Kommissarin, sondern wirklich Teil des Falles ist. Das macht diese Ermittlerrolle so spannend und so exzeptionell. Ich hätte aber auch gegen einen guten „Tatort“ oder „Polizeiruf“ nichts.

Regie Mirjam Unger („Vorstadtweiber“), auch die Kamera ist mit Eva Testor weiblich besetzt. Wie war die Chemie in einem weiblich dominierten Team?

Die Chemie war super, das waren ganz tolle Leute. Es geht mir aber primär nicht darum, ob ich mit Männern oder Frauen arbeite, sondern darum, dass das begeisterte Leute sind, die mit Leidenschaft ihren Beruf gut machen. Es kommt einfach auf den Menschen an. Eva Testor hat, wie gesagt, auch das Buch geschrieben. Ich glaube schon, dass Frauen anders schreiben, wir sind und fühlen oft anders als Männer.

Sie sind in Salzburg und Tirol aufgewachsen. Hat es Ihnen Spaß gemacht, im Dialekt zu drehen?

Ich war am Anfang nervös, ob mein Tirolerisch reicht, ob das gut und authentisch wirkt. Und dann musste ich mich sogar bremsen, um noch verstanden zu werden.

In „Das Glück ist ein Vogerl“ (16.12., 20.15 Uhr, ORF 2) geht es um einen Mann in der Midlife Crisis. Welche Rolle spielen Sie in diesem TV-Film?

Ich spiele die Frau einer Midlife Crisis (lacht). In einer Komödie Simon Schwarz als Partner zu haben, ist natürlich ein absolutes Highlight. Linn ist mit Franz verheiratet, blickt das erste Mal zurück auf ihr Leben: Sie hatten tolle Zeiten, aber jetzt hat sich der Alltag eingeschlichen und man lebt nebeneinander her. Linn liebt ihren Mann aber noch und entscheidet sich dafür, alles zu tun, um die Ehe zu retten, aber er kriegt‘s halt irgendwie nicht hin. Im Endeffekt stellt sie sich der Frage: Was mache ich aus meinem Leben? Da macht sie eine Tür zu, wo vielleicht eine andere wieder aufgeht …

Sie hatten mit „Falco — Verdammt wir leben noch!“ 2008 Ihren Durchbruch, derzeit drehen Sie wieder einen Film mit Bezug zu Falco: Aus dem legendären Song „Jeanny“ wird ein Fernsehthriller…

Ja, Manuel Rubey und Theresa Riess spielen die Hauptrollen. Es ist ein wahnsinnig toller Thriller, ein spannender, der Wendungen nimmt, die ich mir nicht erwartet habe. Ich freue mich schon sehr auf den Film. „Jeanny“ ist angelehnt an das Lied, hat aber mit Falco nichts zu tun. Ich spiele eine Mutter, deren Tochter seit zwei Jahren verschwunden ist. Es geht auch darum, was so eine Situation mit einer Familie macht, wie unterschiedlich man mit Trauer umgeht. Das ist ja noch einmal etwas anderes, als wenn man Bescheid weiß über den Tod, und man abschließen kann.

Sie haben in Wien Schauspiel und Gesang studiert und waren auch schon mit einem Musik- und Rezitationsprogramm unterwegs …

Das Stück, das ich selbst geschrieben habe, heißt „Ein Leben lang im Nebelland“. Da ist viel aus Ingeborg Bachmanns Gedichten und ihrem Briefwechsel mit Paul Celan drin, daraus wird auch musikalisch improvisiert. Derzeit nehme ich gerade die ersten beiden Lieder für ein Album auf.

Was würden Sie gern machen, mit wem würden Sie gern zusammenarbeiten?

Ich wünsche mir einfach gute Rollen mit guten Regisseuren. Es geht hauptsächlich um die Geschichten, das ist das Wichtige und ich hoffe, dass ich weiterhin das Glück habe, in verschiedensten Sachen gesehen zu werden.

Mit PATRIZIA AULITZKY sprach Melanie Wagenhofer

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