Das Kreuz der IGGÖ mit dem Kopftuch

Späte Solidarität mit den Frauen im Iran

Spät, aber doch solidarisiert sich auch die IGGÖ (wie hier Demonstranten in Rom) mit den Kochtuchverweigerinnen im Iran.
Spät, aber doch solidarisiert sich auch die IGGÖ (wie hier Demonstranten in Rom) mit den Kochtuchverweigerinnen im Iran. © AFP/Pinto

Spät, aber doch positionierte sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) vorigen Freitag zum Aufstand der Iranerinnen gegen den Hijab-Zwang: „Jede Frau hat das Recht über ihren Körper selbst zu verfügen“, twitterte IGGÖ-Chef Ümit Vural, „die Entscheidung für oder gegen das Tragen eines Kopftuchs ist eine höchstpersönliche, jeder diesbezügliche Zwang ist entschieden abzulehnen“. Die Frauen im Iran „haben unsere Solidarität und Unterstützung verdient“.

Obwohl die IGGÖ durchaus außenpolitisch aktiv ist — im August absolvierte Vural einen Türkei-Trip, im September war der ukrainische Mufti Aydar Rustenow zu Gast —, schwieg sie zum iranischen Frauenaufstand gegen den Hijab-Zwang zwei lange Wochen. Dabei sollte es für die sunnitisch dominierte IGGÖ kein Problem sein, sich mit den schiitischen Mullahs im Iran anzulegen.

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Kopftuchlastiger Kurs

Das Zögern verwundert jedoch nicht angesichts des kopftuchlastigen IGGÖ-Kurses der Vergangenheit. 2017 hatte ihr Mufti Mustafa Mullaoglu mit einem theologischen Gutachten für Aufregung gesorgt: „Für weibliche Muslime ab der Pubertät ist in der Öffentlichkeit die Bedeckung des Körpers, mit Ausnahme von Gesicht, Händen und nach manchen Rechtsgelehrten Füßen, ein religiöses Gebot und damit Teil der Glaubenspraxis“, hieß es darin.

Ameisenmädchen Emsa: Kopftuchtragendes Vorbild im Milli-Görüs-Klub.
Ameisenmädchen Emsa: Kopftuchtragendes Vorbild im Milli-Görüs-Klub. ©IGMG

Lediglich bei der Vollverschleierung riet der nach wie vor amtierende Mullaoglu, die „hiesige Tradition zu berücksichtigen und vom Tragen einer Gesichtsbedeckung abzulassen“.

Die IGGÖ, auf deren Facebook-Seite fast ausschließlich Muslima mit Kopftuch zu sehen sind, relativierte die Fatwa nach massiver Kritik und legte die Betonung auf die Empfehlung zum Verzicht auf den Gesichtsschleier.

Vural selbst kommt aus der Islamischen Föderation (IF), einer österreichischen Filiale der im deutschen Verfassungsschutzbericht 2021 als „extremistisch“ und „verfassungsfeindlich“ gelisteten Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG). Diese predigt zwar keine explizite Kopftuchpflicht, befördert aber die einschlägige Sozialisierung des weiblichen Nachwuches.

Ein Werbevideo des auch in Österreich vertretenen IGMG-Kinderklubs „Cocuk Kulübü“ zeigt ausschließlich und zudem eindeutig vorpubertäre Mädchen mit Hijab. Das Ameisenmädchen Esma, das es auch als Plüschpuppe gibt, ist die bekopftuchte Identifikationsfigur des „Cocuk“-Magazins. Dort erfahren kleine Muslima auch vom Lohn der Kopftuchträgerin: „Allah, dein Schöpfer, liebt dich so umso mehr.“

Von Manfred Maurer

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