Deutsche Babys sollen RSV-Prophylaxe auf Kassenkosten bekommen

Monoklonaler Antikörper soll Kinder schützen, auch österreichische Kinderärzte empfehlen diese

Deutschland prescht in Sachen Baby-Gesundheit vor. Mit kommendem Herbst sollen alle Kinder für die Zeit der gehäuften Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) eine prophylaktische „passive“ Impfung mit einem monoklonalen Antikörper auf Kassenkosten bekommen. Das hat das deutsche Gesundheitsministerium entschieden. In Österreich gibt es eine Prophylaxe-Empfehlung der Kinderärzte.

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde hat erst Anfang Juni dieses Jahres empfohlen, dass alle Neugeborenen und Säuglinge den lang wirksamen monoklonalen Antikörper Nirsevimab gegen RSV-Infektionen erhalten sollen, wenn die Mutter während der Schwangerschaft nicht gegen diese Viruserkrankung geimpft worden ist.

75- bis 85-prozentige Wirksamkeit

Nirsevimab soll die Babys während der ersten von ihnen erlebten RSV-Saison (Herbst, Winter) schützen. Das Medikament hat laut Studien und Beobachtungsdaten auf der klinischen Routine in mehreren Staaten eine 75- bis 80-prozentige Wirksamkeit.

Ende Juni hat nun die offizielle Ständige Impfkommission (STIKO) Deutschlands, sie ist auch so etwas wie ein Leitgremium für den deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet, erstmals faktisch die gleiche Empfehlung ausgesprochen.

Die deutschen Experten betonten aus diesem Anlass, dass schwere RSV-Krankheitsverläufe der häufigste Grund für Spitalsaufnahmen von Kindern im ersten Lebensjahr sind. Genau das soll die medikamentöse Prophylaxe verhindern.

Zeitpunkt der Gabe des Medikaments richtet sich nach Geburtstag

„Der Zeitpunkt der RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab richtet sich nach dem Geburtstag der Kinder: Liegt er zwischen April und September – außerhalb der RSV-Saison -, sollte die Injektion der STIKO zufolge im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erfolgen.

Fällt der Geburtstag in die Monate zwischen Oktober und März, das heißt während der RSV-Saison, sollte die Nirsevimab-Gabe möglichst schnell nach der Geburt durchgeführt werden“, schrieb dazu das Deutsche Ärzteblatt.

Für Deutschland wurde berichtet, dass eine Dosis des Medikaments mit dem monoklonalen Antikörper rund 325 Euro kostet. Deshalb setzt man dort auf eine Finanzierung durch die öffentliche Hand. Verschiedene aktive Impfungen sind in Deutschland Leistungen der Krankenkassen. Mit der quasi „passiven“ Impfung gegen RSV wird Neuland betreten.

Etwa 250 von 1.000 Säuglingen von RSV betroffen

RSV-Infektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen von Babys. „Die höchsten durchschnittlichen Inzidenzen werden bei Säuglingen im Alter von unter acht Monaten beobachtet. Im ambulanten Bereich beträgt die Inzidenz in dieser Altersgruppe etwa 250/1.000 Säuglinge pro Jahr.

Es zeigt sich ein Erkrankungsgipfel bei vier bis sieben Monate alten Säuglingen. Im stationären Bereich beträgt die Inzidenz 35/1.000, wobei die Infektionshäufigkeit ab dem Alter von zwei Monaten kontinuierlich zurückgeht“, schrieb die STIKO, deren Expertengremium auch die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt angehört.

Die pro Jahr in Deutschland registrierten Spitalsaufnahmen von Säuglingen wegen der Erkrankung betrugen im Jahr 2021 28,6 Fälle pro 1.000 Babys.

In Österreich hat die Gesellschaft für Kinder- und Jugendgesundheit in ihrer Empfehlung keine Aussagen für die Finanzierung. Jedenfalls könnten durch die medikamentöse Prophylaxe die Kinder vor schweren Krankheitsverläufen geschützt werden.

Außerdem würden dadurch die Kinderarztpraxen, Notfallambulanzen und Kinderabteilungen in den Krankenhäusern entlastet, betonten die Experten.

Für alle Erwachsenen ab 60 Jahren und für Risikopersonen ab 18 Jahren gibt es seit dem vergangenen Jahr zwei Impfstoffe als aktive Immunisierung. Eine der Vakzine ist auch für Schwangere zugelassen, die über die mütterlichen Antikörper die Neugeborenen schützen soll.

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