EU fördert türkische Islamisten, die Frauen an Herd verbannen wollen

31.000 € an Jugendverein von Erdogan-naher „Ismailaga“-Gemeinschaft Funktionär wegen Zwangsverheiratung sechsjähriger Tochter vor Gericht

Präsident Erdogan am Sarg von Mustafaf Ustaosmanoglu, dessen mittelalterlicher Islam viele Anhänger hat — auch in Österreich.
Präsident Erdogan am Sarg von Mustafaf Ustaosmanoglu, dessen mittelalterlicher Islam viele Anhänger hat — auch in Österreich. © Ismailaga

Empört reagierte EU-Außenbeauftragter Josep Borrell kürzlich auf das von den Taliban über Afghanistans Frauen verhängte Verbot, für die UNO zu arbeiten. Nicht ganz zu der Aufregung passen jedoch EU-Gelder an eine türkische Islamisten-Gemeinschaft, die eine den Taliban ähnliche Ideologie predigt.

Konkret geht es um „Yavuz Sultan Selim“, die Jugendorganisation der „Ismailaga“-Gemeinschaft. Wie die EU-Kommission dem VOLKSBLATT bestätigte, erhielt die Gruppierung aus dem Erasmus+-Programm einen Zuschuss in Höhe von 31.455 Euro. Gefördert wird damit ein bis Mai laufendes Projekt, das sich mit Islamophobie in sozialen Medien im Zuge der Pandemie befasst.

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Tatsächlich sind es Gruppen wie „Ismailaga“, die Ängste vorm Islam befeuern. Denn ihr im Juni 2022 verstorbener Gründer Mahmut Ustaosmanoglu, dessen Enkel Abdulhalik die Jugendorganisation leitet, hinterließ eine mittelalterliche Islam-Auslegung. So war Frauen die Teilnahme an Ustaosmanoglus Begräbnis in Istanbul untersagt.

Wenig überraschend, verbreitete Ustaosmanoglu doch in seinen Schriften solche Ansichten: „Aufgabe der Frauen ist es, Hausarbeit zu machen, ihren Herren zu gehorchen und gute Söhne und Soldaten für die Nation und das Land aufzuziehen.“ Oder: „Es ist niemals halal (erlaubt, Anm.), wenn Frauen ein Geschäft eröffnen.“

Zur „Ismailaga“ gehört auch die Hiranur-Stiftung. Deren Gründer steht gerade in Istanbul vor Gericht, weil er 2004 seine damals sechsjährige Tochter mit einem 29-jährigen Mitglied der Gemeinschaft zwangsverheiratet haben soll. Den Fall ins Rollen brachte die heute 24-Jährige mit einer Anzeige gegen ihren Vater und den inzwischen Ex-Ehemann. Erst nach zwei Jahren wurden die beiden im Dezember festgenommen, was wohl am guten Draht nach oben lag. „Ismailaga“ ist nämlich kein Sektiererverein, sondern hat mächtige Anhänger. Beim Ustaosmanoglu-Begräbnis war unter den Sargträgern kein Geringerer als Staatschef Recep Tayyip Erdogan.

All das dürfte der EU-Kommission entgangen sein. Vom VOLKSBLATT mit den Fakten konfrontiert, deutet Brüssel aber Umdenken an. Die Kommission lege „großen Wert darauf, dass sich die Empfänger von EU-Mitteln zur Einhaltung der Grundwerte der EU verpflichten“, so der Sprecher. Im konkreten Fall stehe die Kommission in Kontakt mit türkischen Behörden und werde „nicht zögern, tätig zu werden, wenn ein Verstoß gegen die Regeln der EU-Finanzhilfevereinbarung festgestellt wird“.

Filialen Wien & Leonding

Die vom deutschen Verfassungsschutz als „extremistische Gruppierung“ eingestufte „Ismailaga“ ist auch hierzulande vertreten — in Wien und in Leonding, wo der Moscheebetrieb in einer Gewerbeimmobilie für Konflikte mit Anrainern sorgt. „Ismailaga“-Österreich hat auf Facebook 5400 Follower. Das Ustaosmanoglu-Buch, dem obige Zitate entstammen, wird von der türkischen Aziziye-Bücherei in Wien angeboten.

Von Manfred Maurer

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