Mehrere Verletzte bei Großangriff auf Kiew

Reihe lauter Explosionen zu hören © APA/AFP/Archiv/SERGEY SHESTAK

Erstmals seit mehreren Wochen ist Kiew wieder Ziel eines größeren russischen Raketenangriffs geworden. Der Luftabwehr gelang es nach Angaben des ukrainischen Militärs zwar, alle 31 Geschoße am Donnerstag abzufangen. Dennoch wurden mindestens 13 Menschen verletzt. Raketentrümmer hätten mehrere Wohngebäude und Industrieanlagen beschädigt und auch einen Kindergarten getroffen, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Russland meldete indes die Einnahme der Ortschaft Tonenke.

Russland soll bei dem Angriff auf Kiew Marschflugkörper, aber auch Iskander- und moderne Hyperschall-Raketen vom Typ Kinschal eingesetzt haben. Zuletzt hatte es Ende Jänner einen größeren russischen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt gegeben.

„Nach einer Pause von 44 Tagen startete der Feind einen weiteren Raketenangriff auf Kiew“, erklärte der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko. Die Stadt sei aus verschiedenen Richtungen beschossen worden. Russland habe strategische Bomber eingesetzt, einige Raketen seien aber auch von russischem Territorium aus abgefeuert worden. Fast drei Stunden lang habe es Luftalarm gegeben. Ein mehrstöckiges Gebäude im Stadtzentrum sei evakuiert worden, nachdem in einer der Wohnungen ein Feuer ausgebrochen sei. In Häusern in der Umgebung seien Fensterscheiben zerbrochen, Autos seien in Brand geraten.

Russische Truppen eroberten nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vom Donnerstag das Dorf Tonenke in der Ostukraine, etwa 8,5 Kilometer westlich der als strategisch wichtig geltenden Kleinstadt Awdijiwka. Zuvor hatte der Generalstab der ukrainischen Armee am Donnerstag erklärt, er habe 14 Angriffe der russischen Armee in der Nähe von sechs Dörfern in der östlichen Region Donezk, darunter Tonenke, abgewehrt.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB nahm einer staatlichen Nachrichtenagentur zufolge in der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod einen Mann wegen Anschlagsplänen fest. Er soll Anschläge gegen die Armee vorbereitet haben, meldete die russische Nachrichtenagentur TASS.

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Zuletzt verstärkten sich die ukrainischen Angriffe auf die russische Grenzregion Belgorod. Die Ukraine griff ukrainischen Geheimdienstkreisen zufolge außerdem den russischen Luftwaffenstützpunkt Engels im Wolgagebiet Saratow, 500 Kilometer von der Grenze entfernt, an. Auf dem Flugplatz sind strategische Bomber des Typs TU-95 stationiert, die nun beim Beschuss von Kiew eingesetzt wurden.

Russlands Vorstöße in der Ostukraine haben sich nach britischer Einschätzung in den vergangenen Wochen verlangsamt. Zum Teil könnte das auf die hohen Verluste im Kampf um Awdijiwka zurückzuführen sein, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag. Die Lage bleibe aber instabil, weil die Ukrainer angesichts von Personal- und Munitionsmangel Probleme hätten, ihre Stellungen zu halten. Russische Streitkräfte konzentrierten sich bei ihren Einsätzen weiterhin auf das Gebiet Donezk und machten kleinere Fortschritte, teilten die Briten auf der Plattform X (früher Twitter) mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte seinerseits das US-amerikanische Flugabwehrsystem „Patriot“. „Die russischen Terroristen haben keine Raketen, welche den Schutz der ‚Patriot‘ und anderer moderner Systeme umgehen können“, schrieb der Staatschef in sozialen Netzwerken. Gleichzeitig drang er auf die Lieferung neuer Systeme, um die gesamte Ukraine zu schützen. „Das ist sehr wohl möglich, wenn die Partner hinreichend politischen Willen zeigen“, so Selenskyj.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den Angriffskrieg Russlands.

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