Hamas stoppt Gespräche mit Israel über Waffenruhe vorerst

Israelischer Luftschlag auf Zeltunterkünfte in Khan Younis © APA/AFP/BASHAR TALEB

Die radikalislamische Hamas will die Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen vorerst abbrechen. Ein ranghoher Vertreter der Palästinenser-Organisation erklärte am Sonntag, der Chef des Politbüros der Hamas, Ismail Haniyeh, habe die internationalen Vermittler Katar und Ägypten über die Entscheidung informiert, dass die Verhandlungen „aufgrund der mangelnden Ernsthaftigkeit“ Israels und der „Massaker an unbewaffneten Zivilisten“ abgebrochen würden.

Bisher war über einen von US-Präsident Joe Biden im Mai vorgelegten Plan verhandelt worden, dessen erste Phase eine sechswöchige Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung eines Großteils der israelischem Geiseln vorsah. Die Gespräche waren in dieser Woche unter der Führung der USA, Katars und Ägyptens wieder aufgenommen worden.

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Haniyeh hatte bereits am Samstag dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vorgeworfen, eine Waffenruhe im Gazastreifen durch „abscheuliche Massaker“ der israelischen Armee blockieren zu wollen, wie es in einer Erklärung der Palästinenserorganisation hieß.

Bei einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Al-Mawasi nahe der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens waren am Samstag nach Angaben der Hamas 92 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden.

Das israelische Militär sprach von einem Angriff auf ein „umzäuntes und von der Hamas verwaltetes Gebiet“ und erklärte, dieser habe dem Militärchef der Hamas, Mohammed Deif, und einem weiteren hochrangigen Hamas-Führer, Rafa Salama, gegolten. Beide seien „Drahtzieher“ des beispiellosen Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober.

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Ohne zu bestätigen, dass Deif tatsächlich in dem Lager gewesen war, hieß es nun aus Hamas-Kreisen, der Militärchef sei „wohlauf“. Dieser beaufsichtige „direkt“ die Einsätze der Ezzedin-al-Qassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas.

Bei dem beispiellosen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober waren nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas.

Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher mehr als 38.440 Menschen getötet.

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