Islamistische Schatten auf Biografie des schottischen Regierungschefs

Humza Yousaf gibt sich progressiv, pflegte aber Nähe zu Muslimbrüdern

Humza Yousaf: Der neue schottische Regierungschef bewegte sich lange in einem islamistischen Biotop.
Humza Yousaf: Der neue schottische Regierungschef bewegte sich lange in einem islamistischen Biotop. © AFP/Buchanan

Als Befürworter von Transgender-Rechten und Abtreibung bis zur 24. Woche hatte Humza Yousaf in der Schottischen Nationalpartei (SNP) weniger progressive Konkurrenten im Kampf um die Nachfolge von Ministerpräsidenten Nicola Sturgeon ausgestochen.

Der erste Muslim an der Spitze Schottlands provoziert daher kaum Ängste, er könnte eine islamistische Agenda verfolgen. Vieles, was der 37-Jährige vertritt, ist Fundis ein Dorn im Auge.

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Fragwürdige Kontakte

Umso mehr überrascht der Blick in die Biografie des Sohnes pakistanischer Einwanderer. Denn sie weist enge Bezüge zu islamistischen Netzwerken auf. So führte er gemeinsam mit seinem Cousin Osama Saeed die 2008 gegründete „Scottish Islamic Foundation“ (SIF).

Saeed, der später Kommunikationschef des in der Muslimbruder-Hochburg Katar angesiedelten Senders Al Jazeera wurde, warb für die Errichtung eines islamischen Weltkalifats, in der die Scharia „eine friedliche und gerechte Gesellschaft schaffen“ würde.

2006 schrieb er über den fünf Jahre darauf bei einem US-Drohnenangriff im Jemen getöteten El-Kaida-Terroristen Anwar Al-Awlaki: „Er hat nichts als Frieden gepredigt.“

Auch Cousin Yousaf scheute nicht die Nähe zu Extremisten. Über die SIF vermittelte er prominenten Islamisten Kontakte zu schottischen Spitzenpolitikern, darunter Mohammed Sawalha, ein nach Großbritannien geflüchteter Kommandant der eng mit der Muslimbruderschaft verbundenen Terrororganisation Hamas.

Die „Quilliam Foundation“, eine muslimische Organisation zur Extremismus-Bekämpfung, bezeichnete die SIF 2010 als islamistische „Einstiegsgruppe“. Ein Jahr später wurde die SIF wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten aufgelöst.

Auch bei einer anderen umstrittenen Organisation tauchte Yousaf auf: Für „Islamic Relief“ (IR) war er Mediensprecher und Querverbinder zur SNP, was sich auch in staatlichen Förderungen niederschlug. Die israelische Regierung stufte IR als „zentralen Akteur bei der Finanzierung der Hamas“ ein. Die Organisation bestreitet das, vor drei Jahren musste aber der Vorstand nach antisemitischen Postings eines der Chefs zurücktreten. Das britische Außenministerium warnte vor „offensichtlichem und entsetzlichem Antisemitismus und Gewaltverherrlichung auf den höchsten Ebenen von Islamic Relief Worldwide“.

„Wenn Yousaf kein Islamist ist, ist er zumindest ein Weggefährte von Extremisten“, meint Sam Westrop, Direktor von „Islamist Watch“, einer auf den politischen Islam spezialisierten US-Organisation. Tatsächlich hat sich Yousaf in einem Tweet einmal für einen „progressiven politischen Islam“ ausgesprochen. Westrop hält es für „möglich, dass Yousaf an eine Verschmelzung von Islamismus und Progressivismus (der sozialdemokratischen SNP, Anm.) glaubt“.

Progressiver Islamismus?

Eine Klärung, was „progressiver politischer Islam“ bedeuten soll, blieb der schottische Premier bislang schuldig. Und es hat auch nicht den Anschein, als stünde er in dieser Hinsicht unter großem Druck. Ein Muslim, der für Transgender-Rechte kämpft, kann doch kein Islamist sein!? Dass er dafür von Fundis nicht einmal kritisiert wird, könnte deren Kalkül sein: Yousaf darf „progressiv“ sein, wenn er Türöffner für Islamisten bleibt.

Von Manfred Maurer

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