
Die israelische Luftwaffe hat als Reaktion auf einen Beschuss der annektierten Golanhöhen Ziele in Syrien angegriffen. Es seien militärische Einrichtungen getroffen worden, teilte das israelische Militär am Sonntag mit. Staatliche syrische Medien berichteten von Explosionen in der Nähe von Damaskus. Nach israelischen Angaben waren zuvor sechs Raketen von syrischem Boden aus in Richtung der besetzten Golanhöhen an der Grenze zwischen beiden Staaten abgefeuert worden.
Die israelische Armee habe daraufhin die Raketenwerfer beschossen sowie ein Gelände der syrischen Armee, militärische Radarsysteme und Artillerieposten. Das syrische Verteidigungsministerium teilte mit, seine Luftabwehr habe einige israelische Raketen abgefangen. Es sei lediglich Sachschaden entstanden.
Das israelische Militär erklärte, es mache den syrischen Staat für die Geschehnisse verantwortlich und werde nicht zulassen, dass die Souveränität Israels verletzt werde. Von den sechs abgefeuerten Raketen seien nur drei in das von Israel kontrollierte Gebiet eingedrungen; von diesen seien zwei auf offenes Gelände gestürzt, die dritte sei vom Luftverteidigungssystem abgefangen worden.
Der libanesische Fernsehsender al-Mayadeen berichtete, die Al-Quds-Brigaden reklamierten den Raketenangriff auf die Golanhöhen für sich. Die Brigaden sind der bewaffnete Teil des palästinensischen Islamischen Jihads, der vom Iran unterstützt wird.
Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau, etwa 60 Kilometer lang und 25 Kilometer breit. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Plateau von Israel erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte die Golanhöhen im März 2019 formell als Staatsgebiet Israels anerkannt und damit eine Kehrtwende in der US-Außenpolitik vollzogen.
Die israelische Luftwaffe bombardiert regelmäßig Ziele im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Israel will verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Der Iran ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.
Erst am Donnerstag war es zu schwerem Raketenbeschuss aus dem Libanon auf Israel gekommen. Israel machte die islamistische Palästinenserorganisation Hamas verantwortlich für die Angriffe und griff daraufhin Stützpunkte militanter Palästinenser in dem nördlichen Nachbarland sowie im Gazastreifen aus der Luft an. Auch aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer wurden zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert.
Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Najib Mikati sagte, eine Untersuchung der Armee habe ergeben, dass „nicht-libanesische Elemente“ die Raketen auf Israel abgefeuert hätten. Israelische Experten gehen jedoch davon aus, dass die Hisbollah-Miliz alle Vorgänge im Süden des Landes kontrolliert.
Ungeachtet der verschärften Sicherheitslage in Israel kam es am Samstagabend in Israel erneut zu Protesten gegen die Politik der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanyahu. Zehntausende demonstrierten in der Küstenstadt Tel Aviv sowie in anderen Städten gegen die umstrittene Justizreform. Im Gedenken an die Opfer zweier Anschläge entzündeten sie Kerzen und hielten eine Schweigeminute ein.
Am Freitagabend waren bei einem Anschlag nahe der Tel Aviver Strandpromenade ein italienischer Tourist getötet und sieben weitere Touristen verletzt worden. Am Freitagvormittag wurden bei einem Anschlag im Westjordanland zwei israelische Schwestern getötet und ihre Mutter lebensgefährlich verletzt.
Israel verstärkte angesichts der Vorfälle die Sicherheitsmaßnahmen während des jüdischen Pessach-Fests. Der amtierende Verteidigungsminister Joav Galant ordnete eine Verstärkung der Polizei durch das Militär an. Außerdem verlängerte er ein Einreiseverbot für Palästinenser aus dem Westjordanland und Gazastreifen bis Mittwochabend.
Am Sonntag besuchten nach Medienberichte rund 1.000 Juden den Tempelberg (Al-Haram al-Sharif) in Jerusalems Altstadt. Die Anlage steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen.
Zuletzt war es dort zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Palästinensern gekommen. Mehrere arabische Länder hatten Israels Vorgehen kritisiert. Der israelische Rundfunk berichtete am Sonntag, hunderte Muslime hätten sich über Nacht erneut in der Al-Aqsa-Moschee verbarrikadiert. Israel habe Jordanien gebeten, dabei zu helfen, sie mit Hilfe der muslimischen Verwaltung zu entfernen. Es handle sich um Extremisten, die randalieren wollten, teilte das israelische Außenministerium mit.