Israels Militär kündigt „taktische Pausen“ im Süden Gazas an

Entscheidung soll Hilfslieferungen ermöglichen © APA/AFP/JACK GUEZ

Das israelische Militär hat eine täglich mehrstündige „taktische Pause“ seiner Aktivitäten im südlichen Teil des Gazastreifens verkündet. Die Unterbrechung gelte bis auf weiteres jeweils für die Zeit von 8 bis 19 Uhr (7 bis 18 Uhr MESZ) entlang der Straße, die vom Grenzübergang Kerem Shalom bis zur Salah-al-Din-Straße und dann weiter in den Norden führe, teilten die Streitkräfte am Sonntag mit. Die Entscheidung solle mehr Hilfslieferungen ermöglichen.

Die Entscheidung sei infolge von Beratungen mit den Vereinten Nationen und anderen Organisationen getroffen worden, hieß es weiter. Eine von der Armee veröffentlichte Landkarte zeigte die humanitäre Route, die sich bis zum Europäischen Spital in der Stadt Rafah erstreckt. Die Klinik liegt etwa zehn Kilometer vom Grenzübergang Kerem Shalom entfernt.

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Rechtsextreme Politiker in Israel kritisierten die Kampfpause. Polizeiminister Itamar Ben-Gvir schrieb am Sonntag auf X, wer diese Entscheidung getroffen habe, „während unsere besten Soldaten im Kampf fallen“, sei „ein Narr und Dummkopf, der nicht auf seinem Posten bleiben darf“. Finanzminister Bezalel Smotrich schrieb: „Die humanitäre Hilfe, die weiter an die Hamas gelangt, belässt sie an der Macht und droht, unsere Erfolge im Krieg zunichtezumachen.“

Die Kämpfe in Rafah, wo die israelische Militär gegen die radikal-islamische Terrororganisation Hamas vorgeht, würden allerdings weitergehen. Internationale Hilfsorganisationen warnen schon länger davor, dass sich die ohnehin schlechte Versorgungslage für die Menschen im südlichen Gazastreifen weiter zuspitzt. Tausende Menschen haben nicht genug Trinkwasser und Essen, zahlreiche Kinder leiden an akuter Mangelernährung.

Wegen der Kämpfe zwischen Israels Armee und der Hamas hatte das Welternährungsprogramm (WFP) davor gewarnt, dass die Menschen im südlichen Teil des von der Hamas beherrschten Küstenstreifens schon bald unter der gleichen katastrophalen Hunger-Lage leiden könnten wie jene in den nördlichen Gebieten zuvor. „Die Situation im südlichen Gaza verschlechtert sich rasch“, sagte der stellvertretende WFP-Direktor Carl Skau nach einem zweitägigen Besuch der Region am Freitag.

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Eine Million Menschen seien aus Rafah an der Grenze zu Ägypten vertrieben worden und bei brütender Sommerhitze in einem überfüllten Gebiet entlang des Strandes eingepfercht. Im nördlichen Teil Gazas habe sich die Versorgung mit Hilfsgütern zwar etwas verbessert, sagte Skau. Nachhaltig abgesichert sei die Verteilung von Nahrungsmitteln aber nicht. Das Palästinenserhilfswerk UNRWA teilte mit, mehr als 50.000 Kinder im Gazastreifen müssten wegen akuter Mangelernährung behandelt werden.

Am Samstag waren nach Angaben des israelischen Militärs acht Soldaten bei einer Explosion im Süden des Gazastreifens gestorben. Zuvor hatte die Hamas erklärt, bei einem Angriff auf einen Truppentransporter in Rafah mehrere israelische Soldaten getötet und verletzt zu haben.

Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Palästinensergruppen den Süden Israels überfallen, rund 1.200 Menschen ermordet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Im Zuge des dadurch ausgelösten Krieges wurden nach – unabhängig nicht überprüfbaren – Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden mehr als 37.000 Palästinenser getötet. Rund vier Fünftel der Bevölkerung innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens haben ihr Zuhause zurücklassen müssen.

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