USA: Wollen keinen bewaffneten Konflikt mit Russland

US-Militärdrohne stürzte über dem Schwarzen Meer ab © APA/AFP/WILLIAM ROSADO

US-Generalstabschef Mark Milley hat betont, die Vereinigten Staaten wollten nach dem militärischen Zwischenfall mit Russland über dem Schwarzen Meer keine Eskalation. „Zwischenfälle kommen vor. Und wir wollen eindeutig keinen bewaffneten Konflikt mit Russland“, sagte Milley am Mittwoch in Washington. Er reagierte damit auf die Frage, ob es sich bei dem Vorfall um einen kriegerischen Akt handle.

Der Absturz einer unbemannten US-Überwachungsdrohne über dem Schwarzen Meer nach einer Begegnung mit russischen Kampfjets sei wahrscheinlich keine Absicht der Russen gewesen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Russland hatte die USA nach dem Zwischenfall gewarnt, sich von seinem Hoheitsgebiet fern zu halten. Zu dem Vorfall kam es im Luftraum nahe ukrainischen Gebieten, die Russland annektiert hat.

Russischen Agenturberichten zufolge haben US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein russischer Amtskollege Sergej Schoigu miteinander telefoniert. Die Initiative sei von den USA ausgegangen, berichten Nachrichtenagenturen am Abend unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

Der Kreml schon die Schuld für den Absturz der US-Militärdrohne über dem Schwarzen Meer Washington zu. „Vielleicht hätten diejenigen, denen es nicht zusteht, dort nicht fliegen sollen, dann wäre alles sauber gewesen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen.

Aus Kiew hieß es am Mittwoch, Russland wolle „den Einsatz immer weiter erhöhen“. Washington machte Moskau für den Absturz verantwortlich, Russland wies dies zurück.

Nach dem Absturz hatten die USA Moskau vor einer Eskalation gewarnt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, ein derart unangemessenes Vorgehen russischer Piloten könnte zu „Fehleinschätzungen“ zwischen den Streitkräften beider Länder führen. US-Verteidigungsminister Austin warf Russland aggressives Verhalten vor. Moskau will die Drohne jedenfalls finden und bergen.

„Ich weiß nicht, ob uns das gelingt. Aber man muss das machen. Ich hoffe natürlich auf einen Erfolg“, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, dem russischen Staatsfernsehen. Zwar würden die USA immer wieder betonen, dass sie nicht Kriegspartei seien, der Fall zeige aber ihre Beteiligung an den Kampfhandlungen. „Das ist eine weitere Bestätigung, dass sie unmittelbar an diesen Maßnahmen, am Krieg, beteiligt sind“, sagte Patruschew.

Die abgestürzte US-Militärdrohne hat nach Aussagen von Milley vermutlich keinen Wert mehr. Die Drohne sei US-Eigentum, und es gebe „offen gesagt wahrscheinlich nicht viel zu bergen“, sagte er. Die USA hätten „wie in solchen Fällen üblich Maßnahmen der Schadensbegrenzung“ ergriffen. Man sei sich sicher, dass was auch immer von Wert gewesen sei keinen Wert mehr habe.

„Der gefährliche Vorfall ist Teil eines Musters aggressiven, riskanten und unsicheren Handelns russischer Piloten in internationalem Luftraum“, sagte Austin zum Auftakt eines virtuellen Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe am Mittwoch. „Es obliegt Russland, seine Militärflugzeuge auf sichere und professionelle Weise zu handhaben“, sagte Austin weiter. Die USA würden weiterhin dort fliegen und operieren, wo das internationale Recht das zulasse, erklärte der Verteidigungsminister.

Vom US-Militär hieß es zum Ablauf des Vorfalls, zwei russische Kampfjets hätten ein Abfangmanöver mit der amerikanischen Drohne vom Typ MQ-9 betrieben, die im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer geflogen sei. Einer der Kampfjets habe dabei den Propeller der US-Drohne getroffen und sei im Grunde in die Drohne reingeflogen. Diese sei danach nicht mehr manövrierfähig gewesen, US-Kräfte hätten sie deshalb vom Himmel holen und ins Meer stürzen lassen müssen. Durch den Crash habe man die Drohne komplett verloren. Washington spricht von einem „unsicheren und unprofessionellen“ Handeln der russischen Seite.

Russlands Verteidigungsministerium lehnte jede Verantwortung für den Absturz ab. Die Drohne sei weder beschossen noch auf andere Weise angegriffen worden, hieß es in einer von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung. Jets der Luftwaffe seien aufgestiegen, um einen unbekannten Eindringling über dem Schwarzen Meer zu identifizieren. Bei einem scharfen Ausweichmanöver habe die Drohne rapide an Höhe verloren und sei abgestürzt. „Die russischen Kampfflugzeuge haben keine Bordwaffen eingesetzt, sind nicht in Kontakt mit dem unbemannten Flugapparat geraten und kehrten sicher zu ihrem Heimatflughafen zurück.“

Die US-Regierung erwägt, Bildmaterial von dem Vorfall zu veröffentlichen, um für Aufklärung zu sorgen. „Wir haben Videobeweise für all das“, betonte Milley. Auf die Frage, ob die russischen Piloten mit Absicht gehandelt hätten, sagte er, das Abfangmanöver und das aggressive Handeln habe die russische Seite mit Absicht betrieben. Ob der Kampfjet auch absichtlich die Drohne getroffen und damit zu Boden gezwungen habe, müsse sich noch zeigen.

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