Koranschullehrer: „Oh Ungläubige, ihr werdet in die Hölle verbannt!“

Muslime-Vertretung tritt nach VOLKSBLATT-Recherche Flucht nach vorn an: Frahamer Islam-Lehrer angezeigt

Islam in Fraham, wie er sich auf Facebook präsentiert: Absolventen der Frahamer Koranschule im Juli 2023 mit ihrem Lehrer Turgut Akin (rot markiert), der Israel verflucht und Ungläubige zur Hölle wünscht.
Islam in Fraham, wie er sich auf Facebook präsentiert: Absolventen der Frahamer Koranschule im Juli 2023 mit ihrem Lehrer Turgut Akin (rot markiert), der Israel verflucht und Ungläubige zur Hölle wünscht. © Screenshot: Facebook

Spät, aber doch distanziert sich die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) nun von einem Verein, der in Fraham (Bez. Eferding) eine Koranschule betreibt und deren Lehrer in sozialen Medien islamistische und antisemitische Inhalte verbreitet.

Die Vorgeschichte: Schon vor zweieinhalb Jahren hatte des VOLKSBLATT erstmals über Turgut Akin und dessen extremistische Umtriebe berichtet. So hatte der türkischstämmige Österreicher im November 2019 von einem Kongress der islamistischen Saadet-Partei in Ankara diesen Tweet abgesondert: „Unser Kampf gegen Zionismus und Imperialismus geht weiter.“ Drei Wochen später twitterte er: „Ich konnte es nicht verstehen, mich mit einfachen Problemen zu befassen, wenn es ein großes Problem wie den Zionismus gab.“

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Keine Konsequenzen

Konsequenzen gab es seinerzeit keine. Im Gegenteil: Die Austria Linz Islamische Föderation (Alif) sah in Akin offenbar einen wichtigen Akteur der Jugendarbeit. Im Oktober 2021 engagierte ihn die Alif-Jugend für ein Seminar in St. Gilgen am Wolfgangsee als Referent. Geleitet wird die Alif-Jugend vom Freistädter SPÖ-Gemeinderat Ibrahim Cansiz.

Die Kooperation von Alif und Akin war insofern naheliegend, als beide ein Idol eint: Der 2011 verstorbene Gründer der Milli-Görüs-Bewegung Necmettin Erbakan. Anlässlich des Todestages am 27. Februar organisiert die Milli-Görüs-Gemeinschaft (IGMG), zu der Alif gehört, alljährlich Gedenkveranstaltungen für den Antisemiten, der die Welt seit 5700 von Juden beherrscht sah und einen islamischen Staat herbeisehnte. Akin postet jedes Jahr ein Foto, das ihn mit Erbakan zeigt. Dazu schrieb er heuer auf X (vormals Twitter): „Ich erinnere mich an meinen Lehrer mit Mitgefühl und Sehnsucht.“

Erbakans gelehriger Schüler verflucht Israel

Der Absolvent der Erbakan-Universität im türkischen Konya erweist sich als gelehriger Schüler. Jedenfalls was das Fach Islamismus und Antisemitismus betrifft. Unbeeindruckt von Kritik an seinen Tweets aus dem Jahr 2019 und ungeachtet seiner Verantwortung als in der Jugendarbeit tätiger Koranschullehrer postet Akin weiter Einschlägiges. „Ich verurteile die Muslime, die sich bei Israel einschleimen, und ich verfluche Israel“, twitterte Akin am 7. April 2023 auf Türkisch, also exakt ein halbes Jahr vor dem von Hamas-Terroristen verübten Massaker in Südisrael.

„Ungläubigen Angst einjagen“

Am 27. Oktober postete er zum Hashtag „Gaza“ diesen Satz — ebenfalls auf Türkisch: „Oh Ungläubige, ihr werdet besiegt und in die Hölle verbannt werden.“ Das passt zu einem alten Tweet vom 9. März 2018: „Sind Sie bereit, beim Morgengebet in Reihen zu stehen und den Ungläubigen Angst einzujagen?“

Nachdem der türkische Saadet-Abgeordnete Hasan Bitmez im Parlament in Ankara nach einer Hasstirade gegen Israel zusammengebrochen und zwei Tage später verstorben war, postete Akin am 14. Dezember dieses: „Möge dein Märtyrertod gesegnet sein. In der Al-Aqsa-Flut, einem Krieg, in dem das zionistische Regime wütete und unsere Mudschaheddin einen Sieg nach den anderen errangen, haben wir Bruder Hasan Bitmez, einen unbeugsamen Kämpfer des Kampfes gegen den Zionismus, als Jerusalem-Märtyrer zu unserem Herrn geschickt.“

Da Akin in der Vergangenheit Presseanfragen unbeantwortet gelassen und nach dem Versuch einer Kontaktaufnahme via X/Twitter die Nachrichtenfunktion dort für den Autor dieses Beitrages gesperrt hat, konfrontierte das VOLKSBLATT die IGGÖ mit den Postings. Diese versucht sich zunächst mit dem Hinweis aus der Affäre zu ziehen, dass Akins Verein Hilful Fudul Österreich (HFÖ) keine Einrichtung der IGGÖ oder ihr zugehöriger Kultusgemeinden und Akin kein Funktionär der IGGÖ sei. Tatsächlich ist jedoch eine Kooperation zwischen HFÖ und der Islamischen Föderation, einer IGGÖ-Kultusgemeinde, dokumentiert. Auf Ankündigungen von mehreren HFÖ-Veranstaltungen prangt das Logo vom „Bildungsinstitut A-EDU“, welches Teil der Alif ist. Die Islamische Föderation wiederum ist eine Kultusgemeinde der IGGÖ. Außerdem war Akin Referent bei zumindest einer Veranstaltung der Alif-Jugend. Auf Facebook festgehalten ist zudem der Besuch eines A-EDU-Inspektors in der Frahamer Koranschule am 3. Juni vergangenen Jahres.

Staatsschutz ermitttelt

Damit konfrontiert, räumt IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa gegenüber dem VOLKSBLATT ein: „Es gab im vergangenen Jahr eine kurzzeitige Kooperation, die jedoch von Seiten der A-EDU aufgrund von inhaltlichen Differenzen mit Akin Turgut rasch wieder beendet wurde. Den von Ihnen (VOLKSBLATT, Anm.) übermittelten Aussagen steht die IGGÖ ablehnend gegenüber, sie wurden an die LPD (Landespolizeidirektion) weitergeleitet.“ Ein LPD-Sprecher bestätigt: „Dem Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung ist der Sachverhalt bekannt und es werden Ermittlungen geführt.“

Auch der Sprecher der Islamischen Föderation, Abdi Tasdögen, betont, dass die Kooperation mit HFÖ aufgelöst worden sei, weil diese sich nicht an Abmachungen gehalten habe. Tasdögen: „Zu den Abmachungen gehörten auch die öffentlichen Auftritte auf Social Media.“

Von Akins jenseitigen Social-Media-Aktivitäten wusste die Islam-Föderation allerdings spätestens seit Oktober 2011. Schon damals hatte das VOLKSBLATT Alif-Jugendchef Cansiz auf einschlägige Postings aufmerksam gemacht. Der SPÖ-Gemeinderat verweigerte seinerzeit eine Stellungnahme. Siehe dazu: „SPÖ-Mandatare bei Tagung mit türkischem Islamisten“

SPÖ, Grüne, FPÖ schweigen

Auch die Frahamer SPÖ zieht es vor, sich nicht zu Akins extremistischen Tweets zu äußern. Bürgermeister Harald Karl Schick sowie sein roter Vize Klaus Rechberger-Bugner ließen VOLKSBLATT-Anfragen zu der Causa ebenso unbeantwortet wie Grüne und FPÖ.

Scharfer ÖVP-Protest

Scharfe Kritik kommt dagegen von der Eferdinger ÖVP-Bezirksobfrau Astrid Zehetmair: „Wir respektieren die Religionsfreiheit, denn sie ist ein hohes Gut. Sie findet aber dort ihre Grenzen, wo Gegenentwürfe zu unserer Lebensrealität gezeichnet werden“, so Zehetmair zum VOLKSBLATT. Sie sei „entsetzt über diese menschenverachtenden Postings in sozialen Medien. Die Jugend in unserem Bezirk muss vor derartigen islamistischen und antisemitischen Einflüssen geschützt werden“.

UPDATE: Die Staatsanwaltschaft Wels teilte am Dienstag mit, dass die Ermittlungen gegen Akin wegen des Verdachtes der Verhetzung eingestellt wurden.

Von Manfred Maurer

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