Mindestens 13 Zivilisten bei Angriffen in Ukraine getötet

Zerstörungen nach russischen Angriffen in der Ostukraine © APA/AFP/SERGEY BOBOK

Bei massiven russischen Angriffen in der Ukraine sind mindestens 13 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. In der Südukraine starben nach Behördenangaben vom Montag mindestens zwei Zivilisten durch russischen Beschuss, in der Region Charkiw wurden am Sonntag mindestens elf Zivilisten getötet. Russland meldete indes die Einnahme eines der letzten bisher unter ukrainischer Kontrolle stehenden Dörfer in der von Moskau für annektiert erklärten Region Luhansk.

Der Leiter der von Russland annektierten Region Luhansk im Osten der Ukraine, Leonid Pasetschnik, berichtete am Montagabend, ein Treibstofflager in Dowschansk sei durch ukrainischen Beschuss beschädigt worden, in dem Ort seien Brände ausgebrochen. Die ukrainischen Angreifer hätten Streubomben eingesetzt. Notdienste seien im Einsatz, sie sollten ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude verhindern.

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Die Ukraine dementierte, dass russische Truppen das Dorf Bilogoriwka im Osten des Landes unter Kontrolle hätten. „Die Verteidigungskräfte halten seit geraumer Zeit den Ansturm des Feindes zurück, der versucht, irgendwie in das Gebiet von Bilogoriwka vorzudringen“, teilte der Kiewer Generalstab auf Facebook mit.

Allein in einem Vorort der ostukrainischen Stadt Charkiw wurden nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko am Sonntag mindestens sechs Menschen durch Angriffe getötet und 27 weitere verletzt. Der Angriff erfolgte nach Polizeiangaben nach einem Muster, das den russischen Truppen immer wieder vorgeworfen wird: Demnach wurde das Gebiet 20 Minuten nach einem ersten Angriff erneut beschossen. Ein solches Vorgehen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch Rettungskräfte getroffen werden. Laut Polizei waren unter den Verletzten ein Sanitäter und ein Polizist, die den Opfern des ersten Angriffs zur Hilfe gekommen waren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland in einer Reaktion auf den Vorfall vor, Städte und Dörfer zu „terrorisieren“ und „normale Leute“ zu töten. „Zwei Patriots für Charkiw“ könnten die Lage „grundlegend verändern“, erklärte er mit Blick auf das moderne US-Luftabwehrsystem.

Zuvor hatte Selenskyj in einem AFP-Exklusivinterview beklagt, die Ukraine verfüge nur über ein Viertel der zu ihrer Verteidigung benötigten Luftabwehrsysteme. Zudem brauche seine Armee etwa 120 bis 130 moderne Kampfjets, um in der Luft ein Kräftegleichgewicht mit Russlands Truppen zu erreichen, sagte Selenskyj AFP in seinem ersten Interview seit Beginn der russischen Bodenoffensive in der Region Charkiw am 10. Mai. Russland sei bei der Offensive etwa fünf bis zehn Kilometer weit vorgedrungen, sagte der Präsident: „Wir müssen nüchtern feststellen, dass sie weiter auf unser Territorium eingedrungen sind.“ Weitere Angriffswellen seien zu befürchten.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters forderte Selenskyj die westlichen Verbündeten auf, von ihrem Territorium aus russische Raketen und Drohnen über der Ukraine abzuschießen. „Die Russen setzen 300 Flugzeuge über dem ukrainischen Territorium ein“, sagte er in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Mit Blick auf die seiner Luftwaffe versprochenen F-16-Kampfjets amerikanischer Bauart sagte er weiter: „Wir brauchen mindestens 120 bis 130 Flugzeuge, um am Himmel Widerstand zu leisten.“ Da diese Flugzeuge noch nicht geliefert worden seien, sollten die Verbündeten ihre Maschinen einsetzen: „Schießen Sie Ziele ab, schützen Sie Zivilisten.“ Eine direkte Beteiligung der NATO-Länder am Krieg sei dies nicht. Die westlichen Verbündeten bräuchten zu lange, um wichtige Entscheidungen über die militärische Unterstützung zu treffen, kritisierte er. „Jede Entscheidung (…) ist um etwa ein Jahr verspätet.“

Während Regionalgouverneur Synegubow erklärte, der russische Vorstoß in Richtung der Städte Charkiw und Kupjansk sei gestoppt, betonte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag, seine Truppen setzten ihren Vorstoß „tief in die Verteidigungslinien des Feindes fort“.

Die ukrainische Luftwaffe wehrte nach eigenen Angaben in der Nacht auf Montag mehr als zwei Dutzend Angriffsdrohnen iranischer Bauart ab, die gegen den Westen, das Zentrum und den Süden des Landes gerichtet gewesen seien.

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