Liebe, Demut, Offenheit

Mit Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus hat die katholische Kirche vor zehn Jahren den Weg in die Zukunft eingeschlagen – Eine Annäherung

Am 13. März 2013 war Kardinal Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, zum Nachfolger des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. gewählt worden. Der heute 86-jährige Papst Franziskus ist das geistliche Oberhaupt von knapp 1,4 Milliarden Katholiken weltweit.

Schon unmittelbar nach seiner Wahl machte „Papa Francesco“ deutlich, dass im Vatikan ab sofort ein frischerer Wind wehen wird. Das traditionelle Angebot, sich kardinalsrote Maßschuhe aus feinstem Leder im Wert von gut 800 Euro anfertigen zu lassen, lehnte der neue Kirchenchef höflich, aber bestimmt ab. „Ich habe doch schon ein paar gute Schuhe“, wies Bergoglio auf seine nicht mehr ganz taufrische Fußbekleidung, erstanden für etwa 35 Euro, hin.

Diese selbstverständliche Demut zieht sich durch seine gesamte bisherige Amtszeit. Bei Auslandsreisen taucht etwa zwischen all den protzigen Staatskarossen das neue Papamobil auf, ein putziger Fiat 500 L.

Mittendrin

Franziskus wohnt in Rom etwa im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. „Beim Essen sitzt er am selben Tisch wie die anderen, er holt sich sein Abendessen selbst. Er möchte unter den Menschen sein, er möchte nicht isoliert in der Papst-Wohnung leben“, berichtete Österreichs Kardinal Christoph Schönborn dem „Sonntag“.

Eine Besonderheit an Franziskus ist auch seine Reisetätigkeit, die ihn sehr oft an die gesellschaftlichen Ränder führte. „Sein erstes Reiseziel in Italien war Lampedusa, die Insel der Flüchtlinge. Seine erste Reise in Europa führte ihn in das ärmste Land Europas: Albanien. Das sagt sehr viel über sein Selbstverständnis als Papst“, führte Schönborn weiter aus.

Dialoge und Reformen

Für Staunen sorgte Franziskus auch in Bahrain. Er traf dort den Ältestenrat der Muslime vor der Moschee des Königspalastes. Erstmals bei einem Treffen von muslimischen Vertretern und einem Papst wurden dabei Texte aus der Bibel und dem Koran gemeinsam vorgetragen.

Beim letztjährigen Kanada-Besuch entschuldigte sich Franziskus bei den indigenen Völkern für das durch kirchliche Mitarbeiter verübte Unrecht, sein Besuch sei eine Reise der Buße, hatte er vor dem Abflug betont.

Mit seinem innerkirchlich umstrittenen Reformkurs habe Franziskus etwa „die Vatikanbank auf Vordermann gebracht“, erklärte Schönborn. Ferner stärkte der Heilige Vater die Stellung der Frau in der katholischen Kirche, trat generell mehrfach für Frauenrechte ein und erteilte dem Zölibat eine Absage. Es sei „kein Widerspruch, dass ein Priester heiraten kann“.

Er spüre den „Wind der Reform“, aber es gebe „noch immer viel zu tun“, so Franziskus zum Jubiläum.

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