Moskau reagiert mit Angriffswelle auf Panzerlieferungen

In der ganzen Ukraine wurde wieder Luftallarm ausgelöst © APA/AFP/OLEKSANDR GIMANOV

Russland hat einen Tag nach der Zusage von Panzerlieferungen des Westens an die Ukraine sein Nachbarland massiv mit Raketen beschossen. Mitten im morgendlichen Berufsverkehr gab es ukrainischen Behörden zufolge eine ganze Welle von Raketenangriffen auf weite Teile des Landes. In der gesamten Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Bei Angriffen mit Drohnen und Raketen kamen nach Angaben der Behörden in Kiew am Donnerstag mindestens elf Menschen ums Leben.

Weitere elf wurden verletzt, teilte der Sprecher des Zivilschutzdienstes, Olexander Chorunschyj, mit. Angriffe wurden am Donnerstag etwa aus der Hauptstadt Kiew, Winnyzja und Odessa gemeldet. Infolge eines russischen Raketenangriffs in Kiew starb ein 55-jähriger Mann. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, teilte Bürgermeister Witali Klitschko auf Telegram mit.

Die Regionalregierungen warnten vor Raketenangriffen und riefen die Bevölkerung auf, Schutz zu suchen. In Kiew drängten sich die Menschen in den U-Bahnstationen. Etwa 15 Raketen seien allein über der Hauptstadt von der Flugabwehr abgefangen worden, teilten die Behörden mit. In zwei Stadtteilen von Kiew waren laute Explosionen zu hören.

In den Gebieten Odessa und Winnyzja gab es Berichte über Treffer von Objekten wichtiger Infrastruktur. In der südukrainischen Hafenstadt Odessa wurden zwei Einrichtungen kritischer Infrastruktur bei russischen Angriffen beschädigt, teilte die Militärverwaltung auf Telegram mit. Es gebe Probleme bei der Strom- und Wasserversorgung, hieß es.

In Odessa traf am Donnerstag Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna zu einem Besuch ein. Im Rahmen ihres Besuchs der Hafenstadt am Schwarzen Meer ist auch ein Treffen mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba geplant. Dabei soll es französischen Diplomatenkreisen zufolge um humanitäre und militärische Hilfen gehen.

Nach Angaben aus Kiew feuerte Russland am Donnerstag 55 Raketen auf die Ukraine ab. Davon seien 85 Prozent abgefangen worden, teilte der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj auf Telegram mit. Die russische Armee habe auch zwei Hyperschallraketen des Typs Kinschal (deutsch: Dolch) eingesetzt, die von der Flugabwehr nicht abgefangen werden können.

Bereits in der Nacht auf Donnerstag hatten die russischen Streitkräfte mit Drohnen angegriffen. Das ukrainische Militär zerstörte nach eigenen Angaben 24 Drohnen. Russland habe erfolglos versucht, vor allem Regionen in der Zentralukraine und Kiew anzugreifen, teilte das Militärkommando mit.

Seit Oktober greift Russland gezielt die kritische Infrastruktur in der Ukraine mit Raketen und Drohnen an. Immer wieder kommt es dadurch in weiten Teilen des Landes zu Stromausfällen. Die Heizung und die Wasserversorgung werden häufig ebenfalls unterbrochen. Wegen der Gefahr von Raketenangriffen ordnete das Energieunternehmen DTEK in der Früh die Notabschaltung der Stromversorgung in den Regionen Kiew, Odessa und Dnipropetrowsk an.

Am Mittwoch hatten Deutschland und die USA die Lieferung von Kampfpanzern vom Typ Leopard beziehungsweise Abrams an die Ukraine angekündigt. Mehrere europäische Staaten sagten ebenfalls die Lieferung der in Deutschland hergestellten Leopard-Panzer zu. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Mittwoch in seiner Videoansprache, er habe NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg auch um weitreichende Raketen und Flugzeuge gebeten.

Je mehr Unterstützung die Ukraine aus dem Westen erhalte, desto größer werde die „Spezialoperation“, teilte der russische Chefverhandler bei den Gesprächen in Wien über militärische Sicherheit und Rüstungskontrolle im Rahmen der OSZE, Konstantin Gavrilow, am Donnerstag laut russischer Nachrichtenagentur TASS dem TV-Sender Russia 24 mit.

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