Mann wollte Synagoge anzünden – Von Polizei getötet

Die Polizei in der nordfranzösischen Stadt Rouen hat am Freitag in der Früh nach Behördenangaben einen Brandanschlag auf eine Synagoge verhindert und den bewaffneten Tatverdächtigen erschossen. Der Mann habe offensichtlich versucht, die Synagoge in Brand zu stecken und sei von den Einsatzkräften getötet worden, schrieb Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst X. Vor der israelischen Botschaft in Schwedens Hauptstadt Stockholm soll am Freitag geschossen worden sein.

Die Beamten seien in der Früh wegen einer „Rauchentwicklung in der Nähe der Synagoge“ im historischen Zentrum von Rouen alarmiert worden, hieß es aus französischen Polizeikreisen. „Der Mann war mit einem Messer und einer Eisenstange bewaffnet“, sagte eine mit dem Fall vertraute Quelle der Nachrichtenagentur AFP. Der Mann habe sich den Polizisten genähert, die das Feuer eröffnet und ihn getötet hätten. Seine Identität konnte demnach zunächst nicht festgestellt werden.

Innenminister Darmanin lobte die Polizisten für „ihre Reaktionsfähigkeit und ihren Mut“. Der Bürgermeister von Rouen, Mayer-Rossignol, sprach an Ort und Stelle von „Entsetzen“ und „absolutem Schock“. Im Onlinedienst X schrieb er, dass außer dem Angreifer niemand zu Schaden gekommen sei. Dennoch sei die gesamte Stadt „betroffen“ und stehe „unter Schock“.

Rabbiner Schmuel Lubecki antwortete auf die Frage nach möglichen Schäden, er hoffe, dass die Thorarollen nicht betroffen seien. „Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt.“ Die Gemeinde, der laut Lubecki bis zu 200 Familien angehören, sei „erschüttert“.

Die Staatsanwaltschaft in Rouen leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Staatsanwalt Frédéric Teillet AFP. Zudem sollen nach seinen Angaben die Umstände des Todes des Verdächtigen ermittelt werden – ein in solchen Fällen in Frankreich übliches Verfahren.

Die französische Staatsanwaltschaft für Terrorismusbekämpfung erklärte auf AFP-Anfrage, sie prüfe derzeit, ob sie den Fall übernimmt.

In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Israels und der USA. Zugleich ist das Land Heimat von Europas größter muslimischer Gemeinde.

Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (Crif), Yonathan Arfi, erklärte auf X: „Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will.“ Es solle „wieder einmal ein Klima des Terrors über die Juden in unserem Land verbreitet werden“, schrieb Arfi. „Antisemitismus bekämpfen bedeutet die Republik zu verteidigen.“

Antisemitische Straftaten haben auch in Frankreich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen zugenommen. Zudem gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche pro-palästinensische Proteste in Frankreich.

Anfang der Woche hatten Unbekannte in Paris das nationale Holocaust-Mahnmal geschändet, indem sie rote Graffiti in Form von Händen an die Shoah-Gedenkstätte sprühten. Innenminister Darmanin hatte im April die Präfekten der Departements angehalten, die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gebetsstätten sowie vor konfessionellen Schulen zu verstärken.

Frankreich wurde ab 2015 von einer Flut islamistischer Anschläge erschüttert, die auch Juden zum Ziel hatten. In den vergangenen Monaten kam es zu vereinzelten Anschlägen. Frankreichs Sicherheitswarnstufe bleibt auf höchstem Niveau.

Ebenfalls am Freitag verhaftete die Polizei in Schweden mehrere Personen und sperrte den Bereich um die israelische Botschaft in Stockholm weiträumig ab. Zuvor hatte eine Sicherheitspatrouille mutmaßlich Schüsse dort vernommen. „Eine Polizeipatrouille in Strandvagen in Stockholm hat Schüsse gehört und hatte den Verdacht, dass geschossen wird“, erklärte die Polizei auf ihrer Internetseite. Demnach liegt die betroffene Gegend zwischen der Djurgarden-Brücke, dem Nobel-Park und der Oscar-Kirche. Mehrere Personen seien festgenommen worden; es seien strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen worden.

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