Mehr als tausend Tote durch extreme Hitze bei Hadsch

Extreme Hitze setzt den Pilgern zu © APA/AFP/FADEL SENNA

Während der diesjährigen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien sind mehr als tausend Menschen in der extremen Hitze vor Ort gestorben. Nicht offiziell registrierte Pilger, die sich bei Temperaturen von bis zu 51,8 Grad an den Ritualen beteiligten, machten laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mehr als die Hälfte der Todesfälle aus. Nach Angaben eines arabischen Diplomaten kamen 658 der Toten aus Ägypten, 630 von ihnen waren nicht offiziell registriert.

Zehn Länder haben bisher 1.081 Todesfälle während des diesjährigen Hadsch gemeldet. Die Zahlen stammen aus offiziellen Mitteilungen oder von Diplomaten der jeweiligen Länder. Im Vorfeld des Hadsch hatten die saudi-arabischen Behörden nach eigenen Angaben hunderttausende unregistrierte Pilger aus Mekka vertrieben – von denen offenbar jedoch viele trotzdem am Hadsch teilnahmen, der am Freitag vergangener Woche begonnen hatte. Diese nicht registrierten Pilger waren der extremen Hitze besonders stark ausgesetzt. Ohne Lizenz hatten sie keinen Zutritt zu gekühlten Räumen, die von den Behörden für die 1,8 Millionen zugelassenen Pilger eingerichtet worden waren, um sich von den stundenlangen Fußmärschen und Gebeten unter freiem Himmel zu erholen.

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„Die Menschen waren müde, nachdem sie vor dem Arafat-Tag von Sicherheitskräften vertrieben worden waren. Sie waren erschöpft“, sagte ein arabischer Diplomat der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Er bezog sich damit auf vergangenen Samstag, als die Gläubigen bei sengender Hitze den Berg Arafat erklommen, um dort viele Stunden zu beten. Seinen Angaben zufolge war unter den verstorbenen ägyptischen Pilgern die Hitze die Haupttodesursache. Sie habe im Zusammenhang mit Bluthochdruck und anderen Problemen Komplikationen ausgelöst.

Ägypten schickte eigenen Angaben zufolge Teams zur Aufklärung nach Mekka. Sie sollen Informationen über vermisste ägyptische Bürger einholen, wie das Außenministerium in Kairo am Donnerstag mitteilte. Die ägyptischen Teams sollten unter anderem Krankenhäuser aufsuchen. Sie sollen dort nach Leichen oder nach Ägyptern suchen, die sich in Behandlungen befinden, um sie mit den Listen der Vermissten abzugleichen. Eine Großzahl der ägyptischen Pilgerinnen und Pilger sei nicht in der für die Wallfahrt vorgesehenen Datenbank registriert, hieß es vom Außenministerium. Die Suche nach den Vermissten könnte daher mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Die muslimische Pilgerfahrt ins saudi-arabische Mekka ist eine der fünf Säulen des Islam, sie soll von jedem gesunden Muslim, der es sich leisten kann, mindestens einmal im Leben unternommen werden. Viele Gläubige nehmen aus finanziellen Gründen ohne die offizielle Pilger-Lizenz am Hadsch teil und wurden daher nicht von den saudi-arabischen Behörden registriert. Der Zeitraum der Pilgerreise ist durch den islamischen Kalender festgelegt und fiel in den vergangenen Jahren immer wieder in Hitzeperioden. Dieses Jahr wurden Temperaturen von bis zu 51,8 Grad registriert. Viele der Rituale werden unter freiem Himmel und zu Fuß vollzogen, was vor allem für ältere Menschen eine Herausforderung ist.

Nach Angaben der saudi-arabischen Behörden wurden allein am Sonntag mehr als 2.700 Fälle von hitzebedingter Erschöpfung gezählt. Zu Todesfällen durch die hohen Temperaturen äußerten sich die Behörden nicht. Laut einer im Mai veröffentlichten saudi-arabischen Studie werden die Wetterbedingungen während des Hadsch im Zuge der Erderwärmung immer schwieriger: Demnach steigt die Durchschnittstemperatur während der Pilgerreise jedes Jahrzehnt um 0,4 Grad. Die Nachrichtenagentur AFP bezieht sich in ihrer Zählung auf die Angaben unterschiedlicher Länder. Auch Jordanien, der Iran, der Irak, Tunesien, Indonesien und der Senegal hatten in den vergangenen Tagen Todesopfer beim Hadsch gemeldet.

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