Selenskyj: Zwei Wasserkraftwerke von Russland angegriffen

Kein Ende der Angriffe © APA/AFP/ROMAN PILIPEY

Bei den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur in der Nacht auf Freitag ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch auf zwei Wasserkraftwerke gezielt worden. Es handle sich um die Anlagen Kaniw und Dnister, teilte Selenskyj auf Telegram mit. „Das Terrorland will die Umweltkatastrophe von Cherson wiederholen. Aber jetzt ist nicht nur die Ukraine in Gefahr, sondern auch Moldawien.“

Im Juni 2023 brach der Kachowka-Staudamm, das dazu gehörende Wasserkraftwerk wurde zerstört. Unmengen Wasser überfluteten weite Teile der Oblast Cherson. „Heiz- und Wasserkraftwerke in zentralen und westlichen Regionen wurden beschädigt“, teilte der Netzbetreiber Ukrenergo (Ukrenerho) im Kurznachrichtendienst Telegram mit. In der südöstlichen Region Dnipropetrowsk sei es deswegen zu Notabschaltungen gekommen.

Das ukrainische Fernsehen berichtete Freitag früh von der Sichtung russischer Marschflugkörper und über Explosionen in den Regionen Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj sowie in der Stadt Dnipro. Energieminister German Galuschtschenko bestätigte Angriffe auf Stromnetze und Kraftwerke in den Regionen Dnipropetrowsk, Poltawa und Tscherkassy. Sie seien mit Drohnen und Raketen ins Visier genommen worden, schrieb er auf Facebook. Der Kraftwerksbetreiber DTEK erklärte, drei Heizkraftwerke seien getroffen worden. Die Anlagen seien erheblich beschädigt worden. Es sei sofort mit den Reparaturen begonnen worden, hieß es auf Telegram.

Die ukrainische Luftverteidigung meldete in der Früh, es seien von insgesamt 99 russischen Zielen 84 abgeschossen worden. Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal habe auf Telegram von Schäden in insgesamt sechs Regionen berichtet, so die Nachrichtenagentur Ukrinform. Er verurteilte die „barbarischen Attacken“ Russlands.

Bei einem russischen Raketenangriff sind in der südukrainischen Hafenstadt Odessa offiziellen Angaben zufolge mindestens fünf Menschen verletzt worden. Unter den Opfern sei auch ein 15-Jähriger, teilte Odessas Bürgermeister Hennadij Truchanow am Freitag mit. Zwar seien zwei Raketen von der Luftverteidigung abgeschossen worden, doch Trümmerteile seien auf Straßen und Gebäude herabgestürzt.

Selenskyj pochte in seiner abendlichen Videoansprache unterdessen erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Flugabwehr. „Das Hauptziel des Feindes bei diesem Raketenterror ist unser Energiesektor“, sagte Selenskyj mit Blick auf die Angriffe der vergangenen Tage, die wieder zunehmend ukrainischen Energieanlagen gegolten hatten.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die russische Armee Stromnetz und Kraftwerke in der Ukraine massiv angegriffen. Die Ukraine sah sich daraufhin gezwungen, Stromexporte einzustellen. Dem Stromnetzbetreiber Ukrenergo zufolge sind im Gebiet Charkiw derzeit planmäßige Stromabschaltungen notwendig. Gefährdet ist die Stromversorgung auch in den Gebieten Odessa und Chmelnyzkyj. Die Ukraine importiert derzeit Strom aus fünf westlichen Nachbarländern.

US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget Brink, verurteilte „Russlands barbarische Anstrengungen, Millionen von Männern, Frauen und Kindern den Strom zu nehmen“. „Die ganze Nacht über hat Russland rücksichtslos Raketen und Drohnen gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine eingesetzt“, schrieb sie im Nachrichtendienst X (vormals Twitter).

In der Region Dnipropetrowsk ist laut ukrainischen Militärangaben ein Mann von einer russischen Drohne getötet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ukrinform. Ein Auto sei getroffen worden, ein weiterer Mann wurde verletzt.

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Region Belgorod ist unterdessen nach Angaben des örtlichen Gouverneurs ein Mensch getötet worden. Zwei seien verletzt worden, teilt Wjatscheslaw Gladkow mit.

Das könnte Sie auch interessieren