Nach dem Attentat auf Salman Rushdie wirkt so ein Satz umso mehr verstörend: „Jemand, der den Propheten Muhammed beschimpft, beleidigt oder seine Religion in irgendeiner Weise schlecht macht, muss getötet werden.“ Er entstammt dem vom Istanbuler Uysal-Verlag auf Deutsch und Türkisch herausgegebenen Buch „Kadin Ilmihali“ (Ilmihal für Frauen — Islamisches Grundwissen für Frauen“).
Angesichts der jüngsten Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht minder aktuell wirkt dieses Zitat: „Solange ihr nicht mit den Juden Krieg führt, wird der Tag der Auferstehung nicht anbrechen.“ Diese und weitere Aufforderungen zum Terror gegen Israel enthält das Buch „Filistin Hakkinda Fetvalar“ („Fatwas über Palästina“) von Yusuf al-Qaradawi, dem in Katar predigenden Chefideologen der Muslimbruderschaft.
Extremisten-Buchhändler ignorieren Behörden
Obwohl die deutsche Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz in Bonn das „Ilmihal“-Machwerk vor zwei Monaten auf den Index gesetzt hatte und die Staatsanwaltschaft Wien seit mehr als einem halben Jahr gegen die Milli-Görüs-Buchhandlung „MGV Publications“ im 15. Bezirk ermittelt, werden diese Bücher neben vielen anderen islamistischen und antisemitischen Werken in türkischen Buchhandlungen in Österreich bzw. Deutschland weiter angeboten.
Die im bayerischen Niedernberg ansässige Online-Buchhandlung „tikla24.de“ schaffte es sogar auf eine Empfehlungsliste des Österreichischen Büchereiverbandes (BVÖ). Dieser Zusammenschluss öffentlicher Büchereien empfahl „tikla24.de“, wo die oben erwähnten Bücher verkauft werden, in einer Broschüre als Bezugsquelle für fremdsprachige Kinder- und Jugendliteratur. Vom VOLKSBLATT auf das fragwürdige Angebot dieser Buchhandlung hingewiesen, reagierte BVÖ-Geschäftsführer Markus Feigl prompt: „Wir haben die für Herbst geplante Revision unseres Download-Angebots in diesem Fall vorgezogen und die von Ihnen genannte Broschüre aus unserem Angebot entfernt.“
Ebenfalls umgehend reagiert hat der vom Land Vorarlberg finanzierte Intergrationsverein „Aktion Mitarbeit“, der „tikla24.de“ als „Bezugsquelle für Literatur in Migrantensprachen“ empfahl. „Es ist nicht in unserem Sinne, ein Portal, das solche Literatur zum Kauf anbietet, zu unterstützen“, so Geschäftsführerin Eva Grabherr zum VOLKSBLATT. Der entsprechende Link auf der Homepage ist bereits gelöscht.
Auch Staatsanwaltschaft in Bayern ermittelt
Aktiv wurde inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Bamberg, in deren Zuständigkeit „tikla24.de“ fällt. Gegen den Betreiber werde „ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verbreitens von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie der Volksverhetzung geführt“, teilt Oberstaatsanwalt Michael Hoffmann mit. Aufgrund von VOLKSBLATT-Recherchen waren bereits im Februar Voruntersuchungen eingeleitet worden. Mit Ermittlungsergebnissen sei nicht vor Ende Oktober zu rechnen, so Hoffmann.
Von Manfred Maurer