Papst will Gänswein zum Nuntius ernennen

Trotz der Spannungen der letzten Monate hat Papst Franziskus beschlossen, Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI., zum apostolischen Nuntius zu ernennen. Nach dem „Exil“ ohne Auftrag in Freiburg soll Gänswein den prestigereichen Posten als Botschafter des Heiligen Stuhls erhalten, schreibt die argentinische Tageszeitung „La Nación“ in einem Artikel der Journalistin Elisabetta Piqué, einer Biografin des Papstes, am Freitag.

Wo genau Gänswein als Nuntius hinziehen soll, sei noch nicht entschieden worden. Der Beschluss des Papstes sei eine Geste der „Barmherzigkeit“, um eine Kontroverse zu beenden, die am Ende für alle „peinlich“ geworden sei, berichtete das Blatt.

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Das Verhältnis zwischen Franziskus und Gänswein gilt seit vielen Jahren als belastet, weil sich Benedikt nach seinem Rücktritt häufig in kirchenpolitischen Fragen zu Wort gemeldet und den Kurs seines Nachfolgers kritisiert hatte. Dahinter vermuteten Beobachter den Einfluss Gänsweins, was dieser zurückwies.

Für Unverständnis und Empörung sorgte im Vatikan, dass der Deutsche kurz nach Benedikts Tod ein Buch über diesen herausbrachte und es offensiv bewarb. „Nichts als die Wahrheit“ lautet der Titel des Werks.

Gänswein war viele Jahre Privatsekretär und Vertrauter des deutschen Papstes Benedikt VXI. und kümmerte sich bis zu dessen Tod 2022 um den emeritierten Pontifex. Der Deutsche war als Präfekt schon im Jahr 2020 dauerhaft von Papst Franziskus beurlaubt worden. Im Vatikan hatte er keine offizielle Funktion mehr.

Im Anfang April erschienenen Buch in Interview-Form „El Sucesor“ (Der Nachfolger), in dem der Papst vom spanischen Journalisten Javier Martínez-Brocal interviewt wurde, hatte Franziskus Gänswein einen „Mangel an Menschlichkeit“ vorgeworfen und ihn beschuldigt, den deutschen Papst „benutzt“ und Unwahrheiten verbreitet zu haben.

„Das ist sehr traurig“, sagte das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. „Aber es hat mich verletzt, dass Benedikt benutzt wurde. Das Buch wurde am Tag der Beerdigung veröffentlicht, was ich als einen Mangel an Noblesse und Menschlichkeit empfand.“

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