Putin ordnet Atomübungen nahe der Ukraine an

Russlands Präsident Putin dreht weiter an der Kriegsschraube © APA/AFP/POOL/ALEKSEY BABUSHKIN

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Militärübung angeordnet, in der auch die Bereitschaft der Nuklearstreitkräfte getestet werden soll. Hintergrund seien provokative Drohungen des Westens, teilte das Verteidigungsministerium am Montag mit. Zu den militärischen Übungen gehörten auch die Vorbereitung und der Einsatz von taktischen Atomwaffen. Verbände des südlichen Militärkommandos nahe der Ukraine und der Seestreitkräfte würden teilnehmen.

„Im Zuge der Übung wird eine Reihe von Aktivitäten durchgeführt, um die Vorbereitung und den Einsatz nicht strategischer Atomwaffen zu üben“, teilte das Verteidigungsministerium mit. In der Mitteilung war allerdings keine Rede davon, dass bei dem Manöver auch mit tatsächlich mit Atomsprengköpfen bestückten Raketen geübt wird. Wann und wo genau die Übung beginnen soll, war zunächst unklar.

Lesen Sie auch

Bereits in der Vergangenheit hatte Russland seine Nuklearstreitkräfte ohne Atomsprengköpfe trainieren lassen. So wurden etwa im vergangenen Oktober zu Übungs- und Abschreckungszwecken zwei Interkontinentalraketen und mehrere Marschflugkörper abgefeuert.

Die nun angekündigte Übung begründete Moskau mit vermeintlich „provokanten Äußerungen und Drohungen einzelner westlicher Beamter gegen die Russische Föderation“. Kremlsprecher Dmitri Peskow bekräftigte später auf Nachfrage von Journalisten, konkreter Anlass seien unter anderem Äußerungen von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gewesen, der einen Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine nicht grundsätzlich ausschließen will. Solche Aussagen zeigten „die Absicht, bewaffnete Kontingente in die Ukraine zu schicken“, behauptete Peskow.

Tatsächlich aber hatte Macron zuletzt in einem Interview nur gesagt: „Wenn die Russen die Frontlinien durchbrechen sollten, wenn es eine ukrainische Bitte gäbe – was heute nicht der Fall ist -, dann sollten wir uns die Frage berechtigterweise stellen.“ Dennoch erntete er für seine Worte auch innerhalb Europas bereits Kritik, insbesondere aus Deutschland und Österreich.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte am Rande des Festakts zum Europatag, das russische Vorgehen zeige, dass sich die Gewaltspirale weiter drehe. Notwendig sei erstens die volle Solidarität mit der Ukraine, damit der russische Präsident sehe, dass westliche Staaten die Ukraine weiter unterstützten und dass militärische Aggression nicht die Lösung sein könne. Zweitens müsse alles getan werden, um einen Rahmen zu finden, in dem die Ukraine und Russland wieder miteinander sprechen, „weil der Krieg muss aufhören. Das steht fest“. Deutschland sieht in den von Russland geplanten Manövern mit Atomwaffen indes keine neue Situation. Dies sei keine Änderung der Lage, sagt ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums in Berlin.

Russische Vertreter wiederum versuchen seit Kriegsbeginn immer wieder, im Westen Angst vor einem Atomkrieg zu schüren und so die internationale Unterstützung für die Ukraine zu schwächen.

Russland besitzt der Federation of American Scientists (FAS) zufolge mit 5.580 nuklearen Sprengköpfen das größte Atomwaffenarsenal der Welt. Die Anti-Atomwaffenkampagne ICAN geht sogar von 6.255 Sprengköpfen aus. Damit könnte Russland die gesamte Welt mehrmals zerstören. Als verwendungsfähig lagert Russland nach FAS-Angaben rund 4.380 Sprengköpfe für strategische Einsätze auf längeren Strecken beziehungsweise taktische Einsätze auf kürzere Entfernungen. Im Gegensatz zu strategischen sind taktische Atomwaffen aufgrund ihrer im Vergleich geringeren Zerstörungskraft und Reichweite für das Gefecht konzipiert.

Das könnte Sie auch interessieren