Israel setzt Angriffe im Gazastreifen fort

Israel setzt seine Angriffe im Gazastreifen fort. Die Streitkräfte bombardierten am Donnerstag seit langem bestehende Flüchtlingssiedlungen im Zentrum des Küstenstreifens und griffen Gaza-Stadt im Norden an. Dabei wurden mindestens 21 Menschen getötet, wie Anrainer und Vertreter der Gesundheitsbehörden sagten. Außerdem seien Panzer in die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens eingedrungen und hätten auf einer Hügelkuppe Stellung bezogen.

Nach Angaben des israelischen Militärs haben die Streitkräfte diverse Tunnel entdeckt und mehrere Bewaffnete getötet. Durch Luftangriffe seien 16 Menschen in der Stadt Sawayda, in den Lagern Bureij und Nuseirat sowie in Deir al-Balah getötet worden, sagten Nachbarn. Deir al-Balah ist die letzte größere Stadt im Palästinenser-Gebiet, in die die israelischen Streitkräfte bisher nicht eingedrungen waren. In Gaza-Stadt im Norden wurden nach Angaben von medizinischem Personal bei zwei getrennten Angriffen fünf Palästinenser getötet.

Das israelische Militär erklärte, seine Streitkräfte hätten bei zwei Luftangriffen in Gaza-Stadt zwei hochrangige Kommandanten des Islamischen Jihad getötet. Einer der Befehlshaber sei an dem Angriff vom 7. Oktober im Süden Israels beteiligt gewesen. Der Überfall, bei dem nach israelischen Angaben mehr als tausend Menschen getötet wurden und mehr als 200 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, hatte den Gazakrieg ausgelöst. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden dabei bisher mehr als 38.000 Menschen getötet.

Donnerstagabend stattete Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den israelischen Truppen im südlichen Gazastreifen überraschend einen Besuch ab. Den Foto-Termin mit Elitesoldaten nutzte er dazu, seine Forderung zu bekräftigen, dass das israelische Militär auch nach einem möglichen Waffenruheabkommen mit der islamistischen Hamas in Rafah, der Grenzstadt zu Ägypten, bleiben müsse. Die Forderung gilt als ein Hindernis, um bei den indirekten Verhandlungen zu einer Waffenruhe und zur Freilassung der rund 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu gelangen.

Er fühle sich in der Überzeugung gestärkt, dass Israels Kontrolle über den Philadelphi-Korridor und über den Grenzübergang Rafah von entscheidender Bedeutung sei für die nächste Phase im Kampf gegen die Hamas, sagte Netanjahu in einem Video vom Schauplatz, das das Ministerpräsidentenamt veröffentlichte. Der Korridor ist ein etwa zwölf Kilometer langer Streifen, der auf der Gaza-Seite der Grenze zu Ägypten verläuft. Israel geht davon aus, dass sich die Hamas durch Tunnel, die unter dem Korridor verlaufen, mit Waffen, Gütern und Geld versorgt hat. Der Grenzübergang zu Ägypten ist seit Mai geschlossen, nachdem israelische Truppen dessen Gaza-Seite besetzt haben.

Ägypten, das zusammen mit Katar und den USA bei den indirekten Verhandlungen mit der Hamas vermittelt, ist strikt gegen einen dauerhaften Verbleib von Teilen Rafahs unter israelischer Besatzung.

Ein Teil der Gespräche zielt darauf ab, eine für alle Seiten akzeptable Lösung für die Kontrolle der Grenze zu Ägypten zu erzielen. Hauptziel der seit Monaten andauernden und immer wieder stockenden Verhandlungen sind die Herbeiführung einer Waffenruhe im Gazakrieg sowie der Austausch der israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Von den vermuteten 120 Geiseln dürften allerdings viele nicht mehr am Leben sein.

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